Zuviel Cholesterin setzt den Gefäßen am meisten zu

Veröffentlicht:

Bei jedem zweiten Menschen, der in Deutschland stirbt, ist eine Herzkreislauf-Erkrankung die Todesursache. Ein hoher Cholesterinspiegel zählt dabei zu den wichtigsten Faktoren, die eine kardiovaskuläre Erkrankung begünstigen. Lange Zeit stand dabei vor allem eine Senkung des LDL-Cholesterins im Blickpunkt. Inzwischen werden auch vermehrt niedrige Triglyzerid-Werte und eine Erhöhung der HDL-Werte beachtet.

Aktionen am "Tag des Cholesterins"

Die zentrale Veranstaltung zum dritten "Tag des Cholesterins" findet heute auf dem Gänsemarkt in Hamburg statt. Dort können Bürger kostenlos ab elf Uhr ihre Cholesterinwerte bestimmen lassen und sich an Informationsständen über ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen informieren.

Ärzte können zudem ab neun Uhr an einer zertifizierten Fortbildungsveranstaltung im Radisson SAS Hotel in Hamburg teilnehmen.

Deutschlandweit gibt es Informations- und Meßaktionen in Apotheken und Kliniken.

Der "Tag des Cholesterins" ist eine Aktion der Lipid-Liga und der Deutschen Gesellschaft für Atheroskleroseforschung (DGAF).

Weitere Infos zum "Tag des Cholesterins" gibt es auch unter der Adresse www.lipid-liga.de

Ein erhöhter LDL-Wert ist nach dem Alter der wichtigste Risikofaktor für eine KHK. Niedrige HDL-Werte und hohe Triglyzerid-Werte, wie sie etwa für Diabetiker und Übergewichtige typisch sind, verstärken eine Atherosklerose und erhöhen zusätzlich das Risiko für eine KHK. In Studien wurde inzwischen gut belegt, daß niedrige HDL-Werte und hohe Triglyzerid-Werte unabhängige Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse sind. Die Bedeutung des HDL als Schutzfaktor gegen Herzinfarkt ist daher eines der Schwerpunktthemen des heutigen "Tag des Cholesterins".

Für das HDL gilt dabei: je höher desto besser - zumindest bis zu einem Wert von etwa 80 mg/dl. In Meta-Analysen von Präventionsstudien führte ein Anstieg des HDL-Cholesterins um 1 mg/dl bei Männern zu einer Abnahme der koronaren Ereignisrate um zwei und bei Frauen um drei Prozent.

Beim LDL-Wert gilt dagegen: je tiefer er ist, desto größer der Nutzen - belegt ist dies zumindest bis zu einer Senkung auf 60 mg/dl, und zwar bei Personen mit einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, also etwa nach Herzinfarkt, bei KHK, aber auch bei Diabetes oder Hypertonie. So wurde in der Studie PROVE-IT gezeigt, daß Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom von einer starken Cholesterinsenkung unter 70 mg/dl profitieren: Die Rate für Tod durch ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis war damit um 16 Prozent niedriger als bei einer Cholesterinsenkung auf knapp unter 100 mg/dl.

Das Ergebnis wurde in der TNT-Studie auch für Patienten mit stabiler KHK bestätigt. Behandelt wurde entweder mit 10 oder 80 mg Atorvastatin täglich. Nach fünf Jahren war mit hochdosiertem Atorvastatin die Rate für kardiovaskuläre Ereignisse um 22 Prozent reduziert, verglichen mit Patienten mit der niedrigen Dosis (8,7 versus 10,9 Prozent).

Doch auch Patienten, die noch keine KHK haben, aber stark gefährdet sind, eine zu bekommen, profitieren von einer Lipidsenkung. So hat eine Analyse der Studie HPS, ergeben, daß bei Diabetikern nach fünf Jahren Therapie mit 40 mg Simvastatin die Rate für kardiovaskuläre Ereignis deutlich reduziert war - und zwar um 33 Prozent, unabhängig vom anfänglichen LDL-Wert. Und in der Studie ASCOT profitieren auch Hypertoniker mit einem LDL-Wert von im Schnitt 130 mg/dl von einer Atorvastatin-Therapie: Die Rate für kardiale Ereignisse war nach drei Jahren um 36 Prozent geringer als mit Placebo.

Nicht aus den Augen verlieren sollten Ärzte auch die Triglyzerid-Werte - vor allem, wenn zugleich das HDL erniedrigt ist. In Studien erwies sich ein erhöhter Triglyzerid-Wert als unabhängiger kardialer Risikofaktor. So nahm mit der Höhe der Triglyzerid-Werte in der PROCAM-Studie und in der Copenhagen Male Study die Rate kardialer Ereignisse zu. (mut)

Lesen Sie dazu auch: Nikotinsäure treibt den HDL-Wert in die Höhe Auf das Bauchfett kommt es an So bekommen Sie die LDL-Werte Ihrer Patienten in den Griff!



Zielwerte für Lipide auf einen Blick

  • 160 mg/dl LDL sollten auch dann nicht überschritten werden, wenn das Gesamtrisiko für ein Koronar-Ereignis sehr gering ist. Das ist bei den meisten Menschen ohne KHK, Hypertonie oder Diabetes der Fall.
  • 130 mg/dl LDL ist der Maximalwert für Personen mit einem moderaten Risiko. Dazu zählen fast alle Männer über 50 mit einem weiteren Risikofaktor wie Rauchen oder Hypertonie. Nach neuen Studiendaten wäre es jedoch noch besser, solche Personen würden einen LDL-Wert von unter 100 mg/dl erreichen.
  • Unter 100 mg/dl LDL ist ein Muß bei KHK, aber auch für Hypertoniker und Diabetiker mit mehreren weiteren Risikofaktoren. Nach neuen Studiendaten sollten solche Patienten besser einen LDL-Wert von unter 70 mg/dl erreichen.
  • Über 40 mg/dl HDL (Männer) und über 50 mg/dl (Frauen) sollten es für vor allem KHK-Patienten sein. Je höher der HDL-Wert, um so besser.
  • Unter 150 mg/dl sollte der Wert für Triglyzeride liegen.
(mut)
Mehr zum Thema

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Klimawandel

Fruchtsaft schadet Nieren bei großer Hitze

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand