Bei aggressivem Brustkrebs hilft Hochdosis-Chemo

DÜSSELDORF (nsi). Für Frauen, bei denen Brustkrebs zwar lokal weit fortgeschritten, aber noch nicht systemisch metastasiert ist, stellt sich die Frage: Ist eine Hochdosis-Chemotherapie indiziert oder reicht eine weniger aggressive Therapie? Auf diese Frage hat eine Arbeitsgruppe der Uniklinik Düsseldorf jetzt eine Antwort: Es kommt auf den Subtyp des Malignoms an.

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Frauen mit Malignomen, die das Onkogen HER2 / neu überexprimieren, und Frauen mit "basal-like" Tumoren hilft am ehesten eine Hochdosis-Chemotherapie. Patientinnen, die an einem Mamma-Ca mit den Subtypen Luminal-A und -B erkrankt sind, verlängert die hochdosierte Zytostatika-Behandlung mit anschließender Stammzell-Transplantation dagegen das progressionsfreie Leben nicht.

Dieses vorläufige Fazit hat Dr. Raihana Diallo-Danebrock von der Universitätsklinik Düsseldorf aus einer Subgruppenanalyse einer Studie gezogen. Vorläufig seien diese Schlußfolgerungen deshalb, weil die Untersuchung retrospektiv auf der Basis von Gewebeproben der Patientinnen gemacht wurde, sagte Diallo-Danebrock zur "Ärzte Zeitung".

Um die Ergebnisse in eine allgemein gültige Empfehlung einfließen zu lassen, seien prospektive Studien notwendig, die bereits in Planung seien. Diallo-Danebrock und seine Kollegen hatten Gewebeproben von 236 Frauen analysiert, die an der Phase-III-Studie teilgenommen hatten. Sie hatten Brustkrebs mit einem Befall von mindestens zehn axillären Lymphknoten und keine Fernmetastasen.

Die Frauen wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe hatte eine Hochdosis-Chemotherapie bekommen, bestehend aus zwei Behandlungszyklen mit Epirubicin plus Cyclophosphamid (EC) als Induktion, danach EC plus Thiotepa und schließlich noch einmal zwei Zyklen mit EC. Darauf folgte die autologe Stammzell-Transplantation. Die zweite Studiengruppe hatte eine dosisdichte Behandlung erhalten, also eine Therapie mit geringeren Dosierungen und in kürzeren Zeitabständen als sonst üblich: Vier Zyklen EC, gefolgt von drei Zyklen Cyclophosphamid, Fluorouracil und Methotrexat.

"Unsere Analyse hat ergeben, daß die Gruppe der Frauen mit einem Malignom der Subtypen Luminal A oder Luminal B von der Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzellübertragung nicht länger progressionsfrei lebten als Frauen, die eine dosisdichte Therapie erhalten hatten", so Diallo-Danebrock. Dagegen waren mit Hochdosis-Chemotherapie bei Frauen mit HER2 / neu-überexprimierenden Tumoren und solchen mit "basal-like" Tumoren die Gesamt- und die progressionsfreie Überlebenszeit signifikant länger (absolut um 6,3 Prozent, relativ um 36 Prozent). Der Beobachtungszeitraum betrug 60 Monate.

"HER2 / neu-positive Mammakarzinome und solche vom "basal-like"-Typ wachsen generell aggressiver und sind mit einer schlechteren Prognose assoziiert als Tumore des Subtyps Luminal A oder B", so der Kollege. "Jetzt gibt es Hinweise, welche Frauen mit schlechterer Prognose von der Hochdosis-Chemotherapie profitieren könnten." Diese könnten zusätzlich den Antikörper Trastuzumab oder VEGF-Hemmer erhalten.



STICHWORT

Mammakarzinom

Jedes Jahr wird bei etwa 50 000 Frauen in Deutschland die Diagnose Brustkrebs gestellt. 38 Prozent von ihnen sterben an der Krebserkrankung. Bei etwa jeder zehnten Patientin mit Mamma-Ca ist der Tumor noch nicht systemisch metastasiert, aber mit einem Befall von mindestens neun axillären Lymphknoten lokal weit fortgeschritten. Wie schnell die Tumoren wachsen, hängt vom Subtyp ab. HER2 / neu-positive Tumoren etwa gelten als besonders aggressiv. (nsi)

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