Apothekertag
Krankenkassen scharf kritisiert
Noch immer blockiert der GKV-Spitzenverband eine Vereinbarung zu Nullretaxationen bei der Versorgung schwer kranker Patienten, kritisiert der DAV-Vorsitzende Fritz Becker beim Start des Apohekertages in Düsseldorf.
Veröffentlicht:DÜSSELDORF. Die Krankenkassen müssen sich nach Auffassung der Apothekerschaft wieder auf ihren eigentliche Rolle im Gesundheitswesen besinnen, und zwar als Partner, die das Patientenwohl im Auge behalten.
Dieser Anforderung werden Krankenkassen nach Auffassung der Apotheker derzeit nicht gerecht.
Als Grund nannte der Vorsitzende des Deutschen Apothekervereins (DAV), Fritz Becker, am Mittwoch bei der Eröffnung des Deutschen Apothekertages und der Messe expopharm fehlende Austauschverbote für sensible Wirkstoffe oder Ausschreibungen für Impfstoffe. Den Kassen fehle die Patientenorientierung.
Auch schwer kranke Patienten sind betroffen
Das jüngste Beispiel sei die Blockade des Rahmenvertrages zu Paragraf 129 SGB V. Im Prinzip sei eine Einigung dafür gefunden. Der GKV-Spitzenverband verweigere derzeit aber seine Unterschrift unter den Rahmenvertrag.
Das führt dazu, dass Apotheker schwer kranke Patienten dann nicht versorgen können, wenn Formfehler auf Kassenrezepten vorliegen.
Denn dann müssen Apotheker mit Retaxationen rechnen. Becker klagt: "Alles war in den Verhandlungen konsentiert. Und nun wieder macht der GKV-Spitzenverband eine Kehrtwendung und verweigert seine Unterschrift."
Auch für die im Rahmenvertrag zu vereinbarenden Substitutionsverbote habe der DAV eine Liste mit 20 sensiblen Wirkstoffen vorgelegt. Die habe der GKV-Verband jedoch abgelehnt.
Dem Spitzenverband gehe es hier nicht um das Wohl der Patienten, sondern einzig um die wirtschaftlichen Interessen einzelner Krankenkassen. Dabei habe sogar der Gesundheitsausschuss des Bundesstages diese Liste gefordert.
Apotheker fordern Ende der Impfstoff-Rabattverträge
Insbesondere fordern die Apotheker ein Ende der Ausschreibungen in der Impfstoffversorgung.
Bei den Ausschreibungsverfahren für Impfstoffe können Produktionsausfälle nicht ausgeglichen werden, da keine ausreichenden Reserven vorhanden seien. Becker fürchtet, dass sich das Desaster des Vorjahres wiederholen werde. (HL)