Alles für eine bessere Patientenversorgung

Der Patient rückt immer weiter in den Blickpunkt der IT. Das ist in diesem Jahr auch auf der Medica zu sehen. Besonders auf der Sonderschau Medica Media dreht sich vieles um eine bessere Patientenversorgung. Und die IT-Anbieter haben auch neue Technik fürs Patientengespräch und für mehr Compliance im Gepäck.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

Eine ärztliche Versorgung ohne Technik - heute kaum mehr denkbar. Und in Zukunft werden auf Ärzte und Patienten noch viel mehr technische Raffinessen zukommen. Auf Kosten der sprechenden Medizin? Und zum Leidwesen der Patienten? Nicht unbedingt, wie die Aussteller, Sonderschauen und Workshops auf der diesjährigen Medica zeigen werden.

Besucherströme am Eingang Nord des Düsseldorfer Messegeländes bei der Medica im ver gangenen Jahr. Die IT-Hersteller sind wieder vorwiegend in Halle 15.

Besucherströme am Eingang Nord des Düsseldorfer Messegeländes bei der Medica im ver gangenen Jahr. Die IT-Hersteller sind wieder vorwiegend in Halle 15.

© Foto: Messe Düsseldorf

Ganz im Gegenteil, es hat den Anschein, als würde der mündige Patient und vor allem einer bessere Versorgung der Patienten im Vordergrund stehen. Bestes Beispiel: die Neuerungen im Bereich Telemedizin und Telemonitoring. Denn die werden künftig nicht mehr nur zur Überwachung von chronisch-kranken Patienten genutzt.

Die Technik setzt schon vor der Erkrankung an

Sie soll gezielt zur Prävention eingesetzt werden. So könnten Ärzte ihren Patienten mit wenig Aufwand künftig anbieten, Diät- und Sportprogramme zu überwachen. Das spornt Patienten an, tatsächlich dabei zu bleiben. Dabei können etwa Schrittzähler fürs Lauftraining oder Waagen mit dem Handy kommunizieren und die Daten dann an eine elektronische Gesundheitsakte weiterleiten.

Die erste Durchsicht der Daten könnte eine Software übernehmen. In vielen Telemedizin-Projekten stehen den Ärzten zudem extra Telemedizin-Center unterstützend beiseite. Diese kümmern sich um die erste Datenkontrolle und schalten den Arzt ein, wenn Werte kritische Zonen erreichen. Und will sich ein Arzt aufs Patientengespräch vorbereiten, liegen ihm dann die aufbereiteten Patientendaten in einer elektronischen Akte vor.

Zu sehen gibt es solche innovativen Projekte auf der Sonderschau Medica Media in Halle 15. Einen kleinen Vorgeschmack gibt "ArztOnline" auch auf den folgenden Seiten.

Geht es um ein selbstbestimmtes Leben im Alter und darum, dass Patienten möglichst lange in ihrem häuslichen Umfeld leben können, hat die Technik ebenfalls einige Ideen parat. Sie umschreibt es mit dem großen Begriff "Ambient Assisted Living" - kurz AAL. Auch hiermit beschäftigt sich die Medica Media. Außer dem Telemonitoring geht es hier aber ebenso um intelligente Technik, die den Patienten oder alte Menschen selbst auf Risiken wie Stolperfallen hinweist.

Telematikinfrastruktur bleibt ein Thema

Ein großes Thema auf der Medica bleiben nach wie vor die Telematikinfrastruktur sowie elektronische Patientenakten. Die neue Bundesregierung hat zwar eine Bestandsaufnahme zum Projekt der neuen Gesundheitskarte gefordert. Doch soll das die beginnende Ausgabe der Karten in Nordrhein nicht bremsen. Das hat der neue Gesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) ausdrücklich betont.

Ein gänzlicher Stopp des Projektes - wie es manche Ärzte vielleicht gehofft hatten - ist damit wohl nicht zu erwarten. Möglicherweise wird es jedoch Änderungen bei den Online-Funktionen der Karte und bei der Organisation der Betriebsgesellschaft gematik geben. Die gematik wird von der Selbstverwaltung getragen, also von Ärzten, Zahnärzten, Apothekern und Krankenkassen. Auf der Medica steht der Nutzen, den Ärzte und Patienten von einer Telematikinfrastruktur oder elektronischen Patientenakten haben im Vordergrund.

Die Hersteller von Kartenlesegeräten präsentieren sich bei der Medica in Halle 15. Höchst spannend sind auch die Anwendungen, die Ärzte in Netzen mit anderen Praxen und Krankenhäusern nutzen können. Oder die helfen, die Patienten zu informieren und stärker in die Therapie einzubeziehen. Denn das erhöht schließlich die Compliance. Von daher lohnt einmal ein Blick auf Stände der Praxis- und Netzsoftware-Hersteller, die ebenfalls in Halle 15 zu finden sind. Und zwar auch konkret mit der Fragestellung, wie Patienten einbezogen werden können.

Fündig werden Ärzte auf dem Stand der vita-X AG (Halle 15, Stand C31). Die gleichnamige elektronische Gesundheits- und Patientenakte gibt es schon länger. Das Unternehmen wartet in diesem Jahr allerdings mit einer kompletten Neuentwicklung der Akte auf. Die Akte lässt sich bereits über viele PraxissoftwareSysteme nutzen, es geht aber auch einfach übers Internet. Verschiedene Tools wie ein interaktiver Impfplaner sollen Patienten aktiv in sein Gesundheitsmanagement einbinden.

Es sind jedoch gerade auch die Netzsoftware-Anbieter, die interessante praxisübergreifende Patientenakten in ihre Programme eingebaut haben. Hier liegt der Schwerpunkt dann in der Kommunikation der Ärzte untereinander.

Interaktiv lautet das Motto vieler Hersteller

Lösungen für die interaktive Kommunikation mit den Patienten bieten außerdem - wie erwähnt - die Praxissoftware-Anbieter. Ein Beispiel: die interaktive E-Gesundheitsakte PROFI Med X von Pro Medisoft (Halle 15, Stand G10).

Eine andere interessante Variante für bessere Patientenkommunikation und mehr Praxisservice hat die FREY ADV GmbH im Gepäck (Halle 15, Stand F04), ihren Qiosk. Im letzten Jahr hat das Unternehmen das Qiosk-System, über das sich Patienten unter anderem zu Praxisleistungen wie IGeL und Vorsorge-Checks informieren, gleichzeitig aber auch Überweisungen, Rezepte etc. bestellen können, als Piloten vorgestellt. In diesem Jahr können Ärzte das umfängliche Produkt auf Herz und Nieren testen.

Neu ist laut Lars Wichmann, Geschäftsführer der FREY ADV GmbH, dass alle Funktionen wie Rezeptbestellung, Terminbuchung etc. auf Wunsch auch für Patienten am heimischen PC verfügbar sind. Hierfür könne sich ein Patient in der Praxis registrieren lassen. Er erhalte dann einen Benutzernamen und ein Passwort. Wolle er sich nun von zu Hause eine Überweisung bestellen, könne er sich im Internet mit seinen Zugangsdaten und einer auf sein Handy per SMS gesendete MTAN (mobile TAN) im Qiosk-System einloggen und seine Bestellungen vornehmen.

Übrigens: Ein weiteres spannendes Thema werden dieses Jahr auf der Medica Media Arztbewertungsplattformen im Internet sein.

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