850 Euro für neue Kartenleser?

In diesem Herbst könnte der echte Startschuss für die neue Gesundheitskarte fallen. IT-Hersteller zeigen auf der Medica ihre neuen Kartenleser.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl und Hauke GerlofHauke Gerlof Veröffentlicht:
Ärzte können sich über neue Lesegerät informieren.

Ärzte können sich über neue Lesegerät informieren.

© Michael Zapf/TK

Große Vorabmeldungen zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK), die fehlten zwar in diesem Jahr. Von der Medica verabschiedet haben sich die IT-Hersteller deshalb aber nicht.

Und das ist auch gut so, denn just Ende Oktober haben sich der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung doch tatsächlich über die lange umstrittene Finanzierungsspritze für niedergelassene Ärzte geeinigt.

Wie schon am Mittwoch in der "Medica Aktuell" berichtet, sollen Vertragsärzte bis zu 850 Euro für ein stationäres und ein mobiles Kartenlesegerät und für die nötige Installation bekommen.

Hinzu kommt, dass quasi im letzten Augenblick vor der Verabschiedung im Bundestag das GKV-Finanzierungsgesetz noch so angepasst wurde, dass den Krankenkassen, die nicht mindestens zehn Prozent ihrer Mitglieder bis Ende des kommenden Jahres mit einer neuen Karte ausgestattet haben, nun eine Kürzung ihrer Verwaltungsausgaben um zwei Prozentpunkte droht.

Ob das tatsächlich Bewegung in die Diskussion um die Karte bringt, ist noch nicht sicher. Auf jeden Fall hagelte es noch im November heftige Proteste sowohl von Krankenkassen als auch von niedergelassenen Ärzten gegen die neue Regelung. Es könnte am Ende tatsächlich so kommen, dass viele Ärzte 2011 vor der Entscheidung stehen, ein oder sogar mehrere Lesegeräte für die neue Gesundheitskarte anzuschaffen.

Die Hersteller sind dafür gerüstet. Sagem Monetel, Hypercom, Celectronic und ZF Electronics zeigen ihre neuesten Kartenleser hier bei der Messe. Kurz vor der Medica haben einige Hersteller für weitere Geräte die Zulassung der gematik erhalten. Es ist also Bewegung im Markt.

Das Bad Hersfelder Unternehmen Hypercom etwa bietet ein Lesegerät, das die eGK, aber ebenso Bezahlkarten wie die EC-Karte, einliest - für Leistungen, die Patienten selbst zahlen müssen (Halle 15, D41). Und für den Einsatz beim Hausbesuch kann das mobile Lesegerät medMobile zum Einsatz kommen, das bis zu 200 Patientendatensätze speichert. Über eine USB-Schnittstelle können die Daten auf die Praxis-EDV übertragen werden.

Der Terminal ORGA 6041 L hat eine Zulassung für die elektronische Signatur.

Der Terminal ORGA 6041 L hat eine Zulassung für die elektronische Signatur.

© grintsch communications

Bei Celectronic (Halle 15/ G05) ist neu der CARD STAR/memo3 zu sehen sein. Das Lesegerät bietet zwei Kartenslots, damit der neue Heilberufeausweis nicht über ein eigenes Gerät eingelesen werden muss. Kurz vor der Messe hat Celectronic die Zulassung der gematik für das Gerät bekommen.

Es ist besonders geeignet für den Hausbesuch und im Rettungsdienst. Bis zu 16 Anwender können nach Unternehmensangaben das Gerät gleichzeitig nutzen, ohne dass deren Datensätze vermischt werden. Hilfreich ist das große Grafik-Display, auf dem zum Beispiel der Notfalldatensatz gut lesbar abgebilde werden könnte, sobald er auf der Karte gespeichert sein wird.

ZF Electronics zeigt bei der Messe seine Tastaturlösungen mit integriertem Kartenleser (Halle 15, E48).

Sagem Monetel, das zur Ingenico-Gruppe gehört (Halle 15, D20), hat kurz vor der Medica die Zulassung der Bundesnetzagentur zur qualifizierten elektronischen Signatur für sein Terminal Orga 6041 L eGK eHealth BCS bekommen. Die gematik-Zulassung hatte Sagem Monetel für das Gerät schon vorher bekommen.

Nach Angaben des Unternehmens hat dieses Terminal 2009 in Nordrhein einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent gewonnen. Mit der Zulassung zur E-Signatur können nun auch Dokumente wie die Online-Abrechnung digital mit dem Arztausweis oder auch mit einer anderen Arztkarte ebenso beweiskräftig signiert werden, wie es mit einer Unterschrift per Hand möglich wäre. Das Unternehmen hat auch Geräte für den Hausbesuch im Angebot.

Die gematik, die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, die für die Tests der eGK und die Zertifizierung der IT-Komponenten zuständig ist, ist ebenfalls vor Ort (Halle 15, B17). Sie informiert unter anderem darüber, welche Komponenten bereits für den Basis-Rollout zugelassen sind.

Außerdem werden die Abläufe gezeigt, die sich bei der Nutzung der neuen Gesundheitskarte in den Arztpraxen oder bei anderen Leistungserbringern ergeben werden.

Wann das jetzt alles in die Praxen kommen wird, steht allerdings immer noch nicht fest.

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