Sorge um Nachwuchs für die Königsdisziplin

Förderung des internistischen Nachwuchses ist für Professor Jürgen Schölmerich ein großes Thema - auch jetzt in Wiesbaden.

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Engagiert in Sachen Nachwuchsförderung: Professor Jürgen Schölmerich © sbra

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"Leider geht das Nachwuchsmangelproblem der gesamten Medizin auch an der Inneren Medizin nicht vorbei", sagt Professor Jürgen Schölmerich. Die Ursachen seien vielfältig, wobei neue, andere Lebensentwürfe, die mehr Wert auf Freizeit und Familie legen, sicher von wesentlicher Bedeutung seien. Ebenso die Feminisierung der Inneren Medizin: Über 60 Prozent der Absolventen des Studiums und in einigen Kliniken bis zu 70 Prozent der Assistenzärzte seien Frauen, erinnerte der Kongresspräsident bei einer Pressekonferenz vorab zum Kongress. Und: Es existierten attraktive berufliche Alternativen besonders in finanzieller Hinsicht.

"Arbeitsstrukturen müssen familienfreundlich sein"

Ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Nachwuchsmangels ist für Schölmerich die Definition und Etablierung moderner, auch familienfreundlicher Arbeitsstrukturen. Die Weiterbildung müsse strukturierter erfolgen, und schließlich müsse es gelingen, den Nachwuchsmedizinern die Attraktivität der Inneren Medizin als "Königsdisziplin der Medizin" nahezubringen.

"Ich bin fest überzeugt, dass es uns nur gelingt, die Innere Medizin als attraktives Fach zu erhalten, wenn wir neben einer Adaptation der täglichen Arbeit an die geänderten Lebenspläne unseres Nachwuchses auch eine Prozessoptimierung im Alltagsgeschäft realisieren", so Schölmerich zur "Ärzte Zeitung". Dies könne etwa auch durch Verlagerung von nicht zwingend ärztlichen Tätigkeiten auf entsprechend zu schulendes Personal geschehen.

"Es muss zwar festgehalten werden, dass ein klinisch tätiger Arzt nie einen präzise planbaren Berufsalltag haben wird - vielleicht mit Ausnahme der Anästhesiologen", hält Schölmerich im Manuskript zu seiner Rede am Sonntag im Kurhaus fest. "Dennoch und gerade deshalb müssen wir uns um familienfreundliche Strukturen und eine motivierende Arbeitsatmosphäre bemühen (...)."

Sorgen bereitet Schölmerich auch das abnehmende Interesse junger Kollegen an Universitätskliniken an der Forschung. ".. mit Blick auf die wissenschaftlichen Anforderungen des Berufs spricht Schölmerich von einer ‚grauenhaften' Entwicklung. Es werde zu wenig Pathophysiologie und ‚experimentelle Herangehensweise‘‚ vermittelt. Die Wissenschaftlichkeit leide ...", schreibt dazu die FAZ (Nr. 80, 7. April, Seite N1).

"Für Forschung hinreichend viel Zeit reservieren!"

Als Lösungsweg sieht Schölmerich hier, hinreichend viel Zeit für Forschung zu reservieren. Dies könne durch Freistellung von klinischen Verpflichtungen mithilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder der jeweiligen Fakultät geschehen. Dies müsse durch Anerkennung von Forschungszeiten in der Weiterbildung ermöglicht werden. Schließlich sei es auch hier wichtig, Studenten schon während des Studiums auch für die wissenschaftlichen Aspekte der Medizin zu begeistern. (mal)

Lesen Sie dazu auch einen Auszug aus der Rede des Kongress-Präsidenten: Viele suchen "medizinisch zertifizierten Guru"

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