Bei LE rückt Risikobewertung in den Vordergrund
WIESBADEN (skh). Rechtsventrikuläre Funktion, Biomarker und Blutdruck bestimmen das Sterberisiko bei Lungenembolie.
Veröffentlicht:Bislang stützt sich die Diagnostik bei Lungenembolie auf die Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit, auf Echokardiografie und Kompressionssonografie der Beinvenen, auf CT-Angiografie und Labordiagnostik.
Die daraus abgeleitete Unterscheidung von Patienten mit "massiver", "submassiver", und "nicht massiver" Lungenembolie wurde in aktuellen Leitlinien zugunsten der Bezeichnungen hohes, mittleres und niedriges Risiko verlassen, wie Professor Wolfgang Kasper vom St. JosefsHospital in Wiesbaden berichtet.
Danach müsse der Schweregrad einer Lungenembolie künftig mehr anhand des Sterberisikos und weniger anhand der Thrombuslast oder des pulmonalarteriellen Druckes definiert werden (Eur Heart J 2008; 29(18): 2276).
Ein hohes Risiko haben hämodynamisch instabile Patienten mit Schock oder persistierender Hypotension, ein mittleres oder niedriges Risiko haben normotensive Patienten, so Kasper.
Troponinspiegel nicht aussagekräftig für Mortalitätsrisiko
Bei normotensiven Patienten könne durch die Bestimmung der Biomarker Troponin T und I das Risiko weiter differenziert werden. Ein normaler Troponinwert sage bei über 90 Prozent das Ausbleiben von weiteren Komplikationen wie Schock, Tod, Intubation oder Rezidivembolie vorher. Von den Patienten mit einem erhöhten Troponinwert träten jedoch nur bei etwa 35 Prozent weitere Komplikationen auf.
Eine aktuelle Metaanalyse bei 1366 Patienten habe jedoch belegt, dass der Troponinspiegel zur Unterscheidung von Patienten mit mittlerem und niedrigem Mortalitätsrisiko nicht aussagekräftig ist (Chest 2009; 136 (4): 974).
NT-proBNP im Fokus
Einen weiteren Ansatz zur Risikostratifizierung nannte Kasper "Multimarkerstrategie" mit NT-proBNP und kardialem Troponin T. In einer Studie bei 100 normotensiven Lungenembolie-Patienten wurde die Sterberate untersucht.
Das Ergebnis: Von den Patienten mit einem NT-proBNP unter 600 pg/ml starb keiner innerhalb der ersten 40 Tage. Bei einem NT-proBNP über 600 pg/ml und kardialem Troponin T unter 0,07 ng/ml starben 4 Prozent, bei NT-proBNP über 600 pg/ml und kardialem Troponin T über 0,07 ng/ml starben 33 Prozent (Eur Heart J 2005; 26 (20): 2166)).
Ein weiterer wichtiger Risikofaktor, im weiteren Verlauf nach einer Lungenembolie zu sterben, sei zudem eine rechtsventrikuläre Dysfunktion, die meist echokardiografisch diagnostiziert werde. So hätten Registerdaten belegt, dass Lungenembolie-Patienten ohne rechtsventrikuläre Dysfunktion mit Abstand das niedrigste Sterberisiko haben.
Interdisziplinäre S2-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie ( www.awmf.org/leitlinien )