Präventionspreis

Arbeiten zur Prävention ausgezeichnet

Wie lassen sich Antibiotikaresistenzen und Diabetes vermeiden? Dazu forschten die Gewinner des Präventionspreises.

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MANNHEIM. Der Darm von Fernreisenden ist eine bisher unterschätzte Eintrittspforte für resistente Bakterien. Dies zeigt eine Studie, für die Privatdozent Dr. Christoph Lübbert vom Uniklinikum Leipzig in diesem Jahr den Präventionspreis der Deutschen Stiftung Innere Medizin (DSIM) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) erhält (wir berichteten kurz). Er teilt sich den mit 10.000 Euro dotierten Preis mit dem Tübinger Diabetologen Professor Norbert Stefan, dessen Arbeit erklärt, warum Diabetesprävention einigen Menschen schwerer fällt als anderen, teilt die DGIM mit.

Lübbert untersuchte in seiner Arbeit die Stuhlproben von 225 gesunden Touristen vor und nach einer Fernreise (Int J Med Microbiol 2015; 305: 148-156). Das Ergebnis: Etwa 30 Prozent der Touristen waren bei der Rückkehr mit Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL)-bildenden Enterobacteriaceae besiedelt.

Besonders häufig betroffen waren Reisende, die aus Indien zurückkehrten. Auch fast jeder zweite Südostasien-Reisende erwarb den Problemkeim. Bei über 70 Prozent der Touristen waren die ESBL-Bakterien sechs Monate nach Reiseende wieder aus dem Darm verschwunden.

Gründliche Händehygiene bietet jedoch keinen sicheren Schutz, und die Träger der Erreger können andere anstecken. Reisende sollten rohe Nahrungsmittel meiden, empfiehlt Lübbert. Zudem sollten Ärzte hierzulande ihre Patienten bei der Aufnahme in Kliniken nach Reisen in den letzten sechs Monaten fragen.

Nach einem Aufenthalt in Indien und Fernost könnte ein Stuhltest und die Isolation von Keimträgern sinnvoll sein, um andere Patienten zu schützen."Die Arbeit macht deutlich, dass weltweite Anstrengungen notwendig sind, um die weitere Ausbreitung derartiger Keime zu kontrollieren, und dass eine ausführliche Reiseanamnese notwendig ist, wenn Fernreisende eine Aufnahme in einer medizinischen Einrichtung benötigen", sagt Professor Manfred Weber, Vorsitzender der DSIM.

Die zweite prämierte Arbeit hinterfragt, warum sich eine drohende Diabeteserkrankung nicht immer wirksam verhindern lässt. Denn das Tübinger Lebensstil-Interventionsprogramm "TULIP" hat sich bei vielen Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko als erfolgreich erwiesen.

Gewichtsverlust senkt das Risiko, tatsächlich zu erkranken. Doch bei etwa 40 Prozent der Teilnehmer bessern sich trotz Abnahme von Körpergewicht und Fettmasse die Blutzuckerwerte nicht.

In seiner Studie zeigte Professor Stefan, dass diese Teilnehmer schon vor Studienbeginn eine Fettleber hatten. Sie sezernierten deshalb Insulin in geringerem Maße. Damit war die Chance, unter Diät normale Blutzuckerwerte zu erreichen, um das 4,5-Fache geringer (Diabetologia 2015; 58: 2877-84).

 Stefan legt nahe, dass Menschen mit Insulinsekretionsstörung oder Fettleber eine intensivierte Lebensstil-Änderung brauchen, um Diabetes zu verhindern. "Die Arbeit ermöglicht eine frühe Identifizierung der Risikogruppe jener Menschen, die eher einen Diabetes entwickeln. Außerdem erhalten wir durch die Ergebnisse ein besseres Verständnis diabetischer Komplikationen", sagt Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. (eb)

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