Morbi-RSA
Streit ums Geld
Zwischen der AOK und den anderen Kassenarten ist der Streit um eine Reform des Morbi-RSA entbrannt.
Veröffentlicht:BERLIN. Milliardenschwere Überdeckung bei der AOK bei den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds, Defizite in dreistelliger Millionenhöhe bei den Ersatzkassen – funktioniert der Morbi-RSA noch sachgerecht und zielgenau? Ein klares Nein kommt von der vdek-Vorsitzenden Ulrike Elsner
Während die AOK eine Überdeckung ihrer jährlichen Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds von 41 Euro je Versicherten habe, betrage die Unterdeckung bei den Ersatzkassen im Schnitt 24 Euro. Das ist eine Differenz von insgesamt 65 Euro, die sich auf die Höhe des Zusatzbeitrags auswirken und kassenspezifisch noch höher ausfallen kann. Deshalb sei der Zusatzbeitrag kein Indikator für die Effizienz einer Kasse und insofern für einen fairen Wettbewerb nicht tauglich.
Die Ersatzkassen leiten daraus Reformforderungen ab: Erwerbsminderung und Krankengeld nicht mehr gesondert im RSA zu berücksichtigen, einen Hochrisikopool einzurichten, die Liste RSA-relevanter Krankheiten neu zu fassen und eine regionale Versorgungsstrukturkomponente einzuführen, mit der die überdurchschnittlichen Kosten der Versorgung in Ballungsregionen mit medizinischem High-Tech-Angebot kompensiert werden.
Dr. Martin Litsch, Vorsitzender des AOK-Bundesverbandes, hält den Klagen des Ersatzkassenverbandes zwei Argumente entgegen: Rationalisierungsgewinne durch effektives Versorgungsmanagement können Ursache von Überdeckungen sein, weil krankheitsspezifische Kosten gesenkt werden
Die positiven Deckungsbeiträge der AOK resultierten nicht aus der Einnahmen-, sondern aus der Ausgabenentwicklung, die bei den Ersatzkassen deutlich steiler als bei den AOKen verlaufe. Ferner habe der Morbi-RSA durchaus zielgerecht gewirkt, weil sich die Beitragssatzspanne seit 2009 von über fünf auf nunmehr 1,5 Prozentpunkte vermindert habe.
Aber auch Litsch plädiert dafür, den Morbi-RSA neu zu adjustieren: durch eine Erweiterung auf über 300 relevante Krankheiten – derzeit sind es etwa 80, die ausgleichsfähig sind –, und durch sozioökonomische Faktoren wie Armut und Arbeitslosigkeit, die für sich genommen ein Morbiditätsrisiko darstellen.
Eine Herausnahme chronischer Krankheiten wie Diabetes führe hingegen zur Risikoselektion. Die vom vdek geforderte Regionalkomponente verfestige ineffiziente Angebotsstrukturen. (HL/fst)