Prothesen bewähren sich bei Polyarthritis des Sprunggelenks

BAD AIBLING (ner). Verursacht ein Sprunggelenk wegen einer Rheuma-Erkrankung starke Beschwerden, ist die Arthrodese kein Muß mehr. Nach Überzeugung von Orthopäden ist die zweite Generation von Sprunggelenk-Endoprothesen nun eine echte Alternative dazu.

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Das arthritische Sprunggelenk sei oft der limitierende Faktor für die Mobilität eines Rheuma-Patienten, schreiben Dr. Rainer Neumann und seine Kollegen von den Kliniken Harthausen in Bad Aibling in der Zeitschrift "Orthopädie & Rheuma" (2, 2004, 46).

Bisher war die Arthrodese das Standardverfahren, um den betroffenen Patienten die Schmerzen zu nehmen und Ruhe in die Gelenkregion zu bringen. Doch hat die Gelenkversteifung gravierende Nachteile. So muß die untere Extremität lange ruhig gestellt werden, was besonders bei älteren Patienten die Mobilität einschränkt. Außerdem führt das resultierende hölzerne Gangbild zu einer mechanischen Überlastung anderer Gelenke. Auch das Pseudarthrose-Risiko sollte nicht unterschätzt werden.

Nachdem die ersten Erfahrungen mit Sprunggelenk-Endoprothesen eine eher abschreckende Wirkung hatten - die Lockerungsraten lagen nach Angaben von Neumann und seinen Kollegen zwischen zehn und 30 Prozent - hat sich das Design mittlerweile so verbessert, daß mit deutlich längeren Prothesen-Standzeiten zu rechnen ist.

Die S.T.A.R.-Prothese (Scandinavian Total Ankle Replacement) enthält einen mobilen Kunststoff-Gleitkern, der eine physiologische Roll-Gleitbewegung im oberen Sprunggelenk ermöglicht und Kraftwirkungen an der Knochen-Prothesen-Grenze im Vergleich zu alten Prothesen vermindert.

Neumann schildert Erfahrungen mit 58 Patienten mit chronischer Polyarthritis, denen insgesamt 60 derartige Prothesen implantiert worden waren. 25 Prothesen waren zementiert worden, eine Technik, die die Orthopäden inzwischen zugunsten der Zement-freien Implantation verlassen haben, weil so deutlich bessere Ergebnisse erzielt würden. Doch ergab auch die Auswertung der 25 zementierten Prothesen nach zwei bis sechs Jahren günstige Ergebnisse.

So waren sechs Patienten komplett schmerzfrei, 15 hatten nur noch geringe Anlaufschmerzen, bei vier Gelenken treten noch Belastungsschmerzen auf unebenem Boden oder bei längerem Gehen auf. Die Beweglichkeit der Sprunggelenke verbesserte sich um durchschnittlich jeweils sieben Grad für Extension und Flexion.

Dreimal kam es zu einer Lockerung und Revisionsoperation, bei fünf Patienten sahen Neumann und seine Kollegen im Röntgenbild Lockerungszeichen, die eine engmaschige radiologische und klinische Kontrolle erforderten.

Insgesamt sind nach Angaben der Orthopäden mit S.T.A.R.-Sprunggelenk-Endoprothesen bei 80 bis 95 Prozent der Rheuma-Patienten gute bis sehr gute Ergebnisse zu erzielen, wie eine Literaturübersicht mit Nachuntersuchungszeiten zwischen einem und sieben Jahren ergeben hat. Damit sei die Sprunggelenk-Endoprothetik ein sicheres und zuverlässiges Verfahren bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Ganz kaputt darf das Gelenk allerdings nicht sein, dann bleibt wirklich nur noch die Arthrodese.



STICHWORT

Endoprothese

Voraussetzungen für die Implantation einer Endoprothese im oberen Sprunggelenk bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind eine minimal erhaltene Gelenkfunktion, ein intakter Bandapparat, ein gutes Knochenlager ohne Nekrosen (Kontraindikation!) und eine tibiotalare Varus-/Valgus-Achsabweichung von unter 20 Grad. Außerdem sollte die Rückfußfehlstatik operativ noch korrigierbar sein, empfehlen die Orthopäden Dr. Rainer Neumann und seine Kollegen aus Bad Aibling. Gelegentlich seien zusätzliche Arthrodesen talokalkanear und talonavikular erforderlich. (ner)

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