Erfolg mit Schleimlöser bei akutem Leberversagen

BERLIN (gvg). Bei fulminantem Leberversagen galt N-Acetyl-Cystein (NAC) bisher primär als Antidot für Paracetamol. Nach neuen Daten nützt die Substanz auch bei anderen Formen von Leberversagen.

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Am King's College London wird das auch als Schleimlöser bekannte NAC schon seit 15 Jahren bei Patienten mit allen Formen des Leberversagens eingesetzt. Auch andere Kliniken machen das, allerdings gab es bisher kaum Daten dazu. Professor Thomas Berg von der Medizinischen Klinik der Charité Berlin stellte beim GastroUpdate 2009 in Berlin zwei neue Arbeiten vor, die darauf hindeuten, dass die NAC-Anhänger Recht haben.

Die eine Arbeit kommt vom King's College selbst. Dort wurden die Daten von 170 Kindern mit nicht durch Paracetamol induziertem Leberversagen retrospektiv ausgewertet. Eine Kontrollgruppe aus der Zeit vor 1994 wurde mit einer NAC-Gruppe (nach 1994) verglichen. NAC wurde dabei für im Median fünf Tage als kontinuierliche Infusion (100 mg pro Kilogramm und Tag) gegeben, und zwar bis zu einer Verbesserung der INR auf unter 1,4. Nach zehn Jahren lebten ohne NAC noch 50 Prozent, mit NAC 75 Prozent der Patienten. "Diese Art der Datenerhebung ist natürlich problematisch. Aber in Kombination mit einem kürzlich publizierten Abstract einer US-Studie sprechen die Ergebnisse dafür, dass NAC auch bei nicht Paracetamol-induziertem Leberversagen wirksam ist", so Berg.

In dieser prospektiven Studie erhielten 81 Patienten mit akutem Leberversagen NAC und 91 Placebo zusätzlich zur intensivmedizinischen Standardtherapie. Bei NAC-Therapie überlebten 52 Prozent der Patienten, die bei Therapiebeginn im Stadium I oder II des akuten Leberversagens waren, ohne Transplantation. Im Placebo-Arm waren es mit 30 Prozent signifikant weniger. Bei Patienten mit fortgeschrittenem Leberversagen (Stadium II, IV) gab es keinen Vorteil mehr für NAC. "Diese Ergebnisse sprechen dafür, NAC frühzeitig bei allen Patienten mit akutem Leberversagen einzusetzen", sagte Berg.

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