Nach Nierenersatz sind aller guten Dinge zwei

MÜNCHEN (wst). In der immunsuppressiven Langzeitherapie von Patienten nach einer Nierentransplantation ist die Kombination von Sirolimus mit einem Steroid prognostisch günstiger als eine Dreierkombination aus Sirolimus, Ciclosporin A plus einem Steroid.

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Der Vorteil der Zweierkombination ergibt sich aus den Vierjahresdaten einer vor kurzem veröffentlichten prospektiven Vergleichsstudie. Vorgestellt hat die Studie Privatdozent Markus Ketteler vom Universitätsklinikum Aachen auf einer vom Unternehmen Wyeth ausgerichteten Veranstaltung in München.

In der Studie waren 430 Patienten im Anschluß an eine Nierentransplantation zunächst drei Monate lang mit einer Kombination aus Sirolimus (Rapamune), Ciclosporin A und einem Steroid behandelt worden. Randomisiert aufgeteilt in zwei gleich große Gruppen, wurde dieses Dreifach-Regime bei einer Patientengruppe fortgeführt. Bei der anderen Gruppe wurde Ciclosporin weggelassen und der Sirolimus-Talspiegel dafür leicht angehoben.

Bei akuten Organabstoßungen und beim Patientenüberleben gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Jedoch war nach vier Jahren die Transplantatüberlebensrate mit 91 versus 84 Prozent unter der Ciclosporin-freien Therapie signifikant besser.

Auch die Nierenfunktion war nach vier Jahren Immunsuppression ohne Ciclosporin signifikant besser als mit, gemessen anhand des Kreatininspiegels (1,5 versus 2 mg/dl) und der glomerulären Filtrationsrate (58,3 versus 44,5 ml/min). Angesichts dieser Ergebnisse sei beschlossen worden, den Ciclosporin-Therapiearm der Studie abzubrechen, so Ketteler.

Das bessere Abschneiden unter der alleinigen Sirolimus/Steroid-Immunsuppression begründete der Nephrologe damit, daß Sirolimus in therapeutischer Dosierung im Gegensatz zu Ciclosporin und anderen Calcineurin-Hemmern (CNI) kein nephrotoxisches Potential habe.

Spätestens wenn bei Patienten nach einer Nierentransplantation unter einer CNI-haltigen Immunsuppression über Wochen bis Monate der Kreatininwert als Zeichen eines Organversagens langsam steige, sollte konsequent auf Sirolimus umgestellt werden, so Ketteler. Dies ist auch die Empfehlung einer Konsensuskonferenz von Transplantationsmedizinern, Immunologen und Nephrologen im Februar in München.



STICHWORT

Sirolimus

Sirolimus ist das synthetische Abbild von Rapamycin, dem Fermentationsprodukt von Streptomyces hygroscopicus, isoliert aus Bodenproben der Osterinsel Rapa Nui. Trotz struktureller Ähnlichkeit mit dem Calcineurin-Hemmer Tacrolimus entfaltet Sirolimus seine immunsuppressive Wirkung über einen weniger nephrotoxischen Wirkmechanismus. Es hemmt mTOR (mammalian target of Rapamycin), ein wichtiges Enzym in der Signalkaskade zur Interleukin-vermittelten T-Zell-Aktivierung.

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