"Die Lage ist schrecklich - bitte helft uns!"

NEW ORLEANS/WASHINGTON (ag). Vermutlich mehr als 1000 Tote, Angst vor Seuchen und immer mehr Plünderer: In den Katastrophengebieten der US-Südstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama wachsen drei Tage nach Hurrikan "Katrina" Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine der größten Hilfsaktionen der US-Geschichte läuft.

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In New Orleans, das fast völlig in den Fluten versunken ist, gilt Kriegsrecht. Noch immer warten entlang der Küste am Golf von Mexiko Tausende auf Rettung. In den überfluteten Straßen der Städte treiben Leichen. Wegen Seuchengefahr rief die US-Regierung den Gesundheitsnotstand aus.

Vielerorts fehlen Lebensmittel und sauberes Trinkwasser, Plünderer rauben Nahrungsmittel und Waffen aus Geschäften, Einbrecher räumen verlassene Häuser aus. Die Sicherheitskräfte sollen deshalb erneut verstärkt werden. Nachts, wird berichtet, komme es oft zu Schießereien zwischen Plünderern und der Polizei. Eine Krankenschwester etwa erzählte, daß Hubschrauber, mit denen Patienten aus einem Krankenhaus evakuiert wurden, beschossen wurden.

In New Orleans wurde das Kriegsrecht verhängt

Allein in New Orleans rechnet Bürgermeister Ray Nagin mit mehr als 1000 Toten. Er verhängte das Kriegsrecht, um der Plünderungen und Ausschreitungen Herr zu werden.

US-Sender berichten über die wachsende Frustration und Verzweiflung der Betroffenen in den Katastrophengebieten. "Die Lage ist schrecklich, es ist heiß und feucht, und die Leute haben kein Trinkwasser", sagte Michael Brown, Chef der US-Behörde für Katastrophenmanagement.

Auf einer Autobahn bei New Orleans versammelten sich hunderte Menschen und riefen den Insassen vorbeifahrender Autos zu: "Bitte helft uns!" Andere streckten leere Becher aus und bettelten um Wasser.

US-Behörden fürchten, daß sich Seuchen ausbreiten könnten

Die US-Behörden befürchten, daß sich Seuchen wie Typhus und Cholera ausbreiten könnten. "Das Hauptproblem sind der Mangel an sauberem Trinkwasser und der Zusammenbruch der Kanalisation", sagte Professor Herbert Schmitz vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am Donnerstag in einem Gespräch mit dpa.

Doch auch wenn Magen-Darm-Infekte wie Ruhr oder sogar Cholera nun in den betroffenen Teilen der USA ausbrächen, seien Seuchen aber nicht zu erwarten. "Ich rechne damit, daß die Behörden dort - anders als nach dem Tsunami in Asien - die Infrastruktur schnell wieder aufbauen", sagte Schmitz.

Ein Problem seien entlegene Landstriche mit durch Fäkalien verunreinigtem Wasser, die von Helfern nicht so schnell erreicht werden könnten. Von den Leichen der Flutopfer oder getöteten Tieren geht laut Schmitz in den ersten Tagen nach der Überschwemmung "keine besondere Gefahr" aus.

Angesichts der verheerenden Schäden spendet der Pharma-Konzern Bayer für die Opfer Geld- und Sachleistungen in Höhe von zwei Millionen US-Dollar. Die Spende werde dem Roten Kreuz in den USA zur Verfügung gestellt, so das Unternehmen am Donnerstag.

Auch die Bayer-Mitarbeiter in den USA werden sich mit privaten Spenden an dem Hilfsprogramm für die Hurrikan-Opfer beteiligen. Das Unternehmen wird die Summe der von den Mitarbeitern erbrachten Spenden anschließend verdoppeln.

Deutschland hat den USA volle Unterstützung angeboten, erklärten Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer in Berlin. Auch das Deutsche Rote Kreuz hat Hilfe angeboten. Mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen und Gesundheitsstationen sowie ein mobiles Krankenhaus stehen bereit.

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