Kritik an Zuteilung von Spenderorganen

DÜSSELDORF (nsi). Erst im Dezember 2006 sind die Verteilungsregeln für Spenderlebern verändert worden. Aber ein Teil der Transplantationsmediziner würde gern das Verfahren für die Zuweisung von Spenderorganen schon jetzt erneut ändern.

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Nach dem neuen Verteilungsverfahren (Allokation) erhalten Patienten, die sehr krank sind, bevorzugt Spenderlebern. Dadurch vermindert sich deren Mortalitätsrate auf der Warteliste, sagte Professor Jörg Schlaak vom Universitätsklinikum Essen bei der Medica in Düsseldorf.

Aber jetzt seien mehr Patienten als früher zum Zeitpunkt der Transplantation in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Zum Beispiel sind sie zusätzlich dialysepflichtig und werden es zeit ihres Lebens bleiben, sagte Schlaak. Diese Bedingungen halten viele Ärzte für sehr unbefriedigend.

Schlaak ist nicht der einzige Transplantationsmediziner, der das Problem der Allokation von Lebern mit dem MELD-Score (Model for Endstage Liver Disease) nicht optimal gelöst sieht. Bei der Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft in Mainz hatte es ähnliche Kritik gegeben.

Bis zu einem MELD-Score von 30 halten viele Ärzte die Erfolgsaussichten einer Lebertransplantation noch für ausreichend. Bei Zuweisung von Organen an Patienten mit höherem Score aber fürchten sie eine Auswahl zugunsten der Kränksten. Dieses Vorgehen lässt viele am Sinn der Lebertransplantation zweifeln.

"Letztlich ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, das Dilemma zu lösen", sagte Schlaak. Der Gesetzgeber sollte deutlicher umreißen, was mit den im Transplantationsgesetz genannten Kriterien "Erfolgsaussicht" und "Dringlichkeit" gemeint ist. Und es müsse klar sein, wie diese bei der Organverteilung gegeneinander abzuwägen sind.

STICHWORT

MELD-Score

Bei dem aus Laborwerten berechneten MELD-Score (labMELD) werden Serumkreatinin, Serumbilirubin und Prothrombinzeit (INR) berücksichtigt. Diese Parameter werden in den MELD-Score umgerechnet und können von 6 bis 40 reichen. Je höher der Wert, desto größer die Sterblichkeitsrate in den nächsten drei Monaten. Bei einem Score von 30 beträgt sie etwa 35 Prozent, bei 35 schon 60 Prozent. Die Wartezeit ist - anders als beim früheren Verteilungsmodus - jetzt kaum noch von Bedeutung.

(nsi)

Ab einem Score von 30 ist der Erfolg fraglich.

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