Ultraschall spürt Risiko für Genomfehler auf

BERLIN (gvg). Lange galt ein Alter über 35 Jahren bei Schwangeren schon alleine als Grund, eine invasive pränatale Diagnostik zum Ausschluß von Fehlbildungen beim Embryo oder Fetus zu empfehlen. Doch die immer präziseren Ultraschalluntersuchungen im ersten Trimester entziehen solchen Pauschalregeln zunehmend die Grundlage.

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"In den letzten zwanzig Jahren ist der Anteil schwangerer Frauen, die älter sind als 35 Jahre, von weniger als fünf auf heute fast 25 Prozent angestiegen", sagte Professor Karl Schneider aus München auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für perinatale Medizin in Berlin. Die Folge sei eine höhere Rate an Fehlbildungen, Frühgeburten und intrauterinen Wachstumsstörungen.

Dennoch sei die pauschale Empfehlung einer invasiven, pränatalen Diagnostik bei älteren Müttern unangebracht. Denn: "Die Ultraschalluntersuchung beim Ersttrimesterscreening zwischen der 11. und 13. Schwangerschaftswoche wird immer besser", sagte der Gynäkologe.

So hat eine prospektive Untersuchung mit über 100 000 Schwangeren gezeigt, daß die sonographische Messung der Nackentransparenz zur Abschätzung des Risikos für Chromosomenaberrationen wie Trisomie 21 weit besser geeignet ist als das Alter der Mutter.

Sie ist auch besser als die kombinierte Hormonmessung (Tripletest), bei dem die Hormone Beta-HCG, AFP und Östriol etwa in der 16. Schwangerschaftswoche bestimmt werden. "Die Rate falsch positiver Ergebnisse ist beim Triple-Test verglichen mit der Nackenuntersuchung zu hoch", so Schneiders Fazit.

Doch nicht jeder, der Schwangere betreut, kann diese Messung machen. Schneider: "Für verläßliche Nackenuntersuchungen muß ein Arzt etwa achtzig derartige Sonographien gemacht haben. Seit vergangenem Jahr wird dafür von der neu gegründeten Fetal Medicine Foundation Deutschland ein Zertifikat ausgestellt".

Die Aussagekraft des Ersttrimesterscreenings noch weiter erhöhen soll in Zukunft die sonographische Untersuchung der Nasenbeinverknöcherung. "Kombiniert man beide Verfahren, so lassen sich Herz- und Skelettdysplasien mit 98prozentiger Sicherheit ausschließen", sagte Schneider.

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