Schon Teenager haben sexuell übertragene Chlamydien

HAMBURG (awa). Genitale Chlamydieninfektionen sind keine Rarität, wie eine aktuelle Untersuchung bei jungen Mädchen bestätigt. Bedenklich: Das Bakterium Chlamydia trachomatis gilt als eine wichtige Ursache von Sterilität bei Frauen.

Veröffentlicht:

Insgesamt 5,4 Prozent der 14 bis 17jährigen Mädchen in Berlin haben eine Chlamydieninfektion, von den 17jährigen gar zehn Prozent. 83 Prozent der Teenager haben einer Umfrage zufolge jedoch noch nie etwas von dieser Krankheit gehört.

In 92 Berliner Schulen informierte die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF) 14- bis 17jährige Mädchen über Chlamydieninfektionen. Die Mädchen konnten anonym und kostenlos einen Chlamydientest machen und einen Fragebogen ausfüllen.

"Über diese sexuell übertragbare Krankheit ist viel zu wenig bekannt und die Ergebnisse sind alarmierend", sagte Dr. Gisela Gille aus Berlin beim Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg. 266 Fragebögen konnten ausgewertet werden. Die Mädchen waren im Schnitt 16 Jahre alt und hatten mit 14,5 Jahren erstmals sexuelle Kontakte.

Die Prävalenz der Chlamydieninfektion steigt mit dem Alter und der Anzahl der Partner: Eine Infektion hatten 3,6 Prozent der Mädchen unter 15 Jahre, 4 Prozent der 16jährigen und 10 Prozent der 17jährigen. 76 Prozent der Mädchen mit Chlamydieninfektion gaben an, keine Beschwerden zu haben.

Ursache der Verbreitung sei der sehr unregelmäßige Gebrauch von Kondomen, sagte Gilles. Beim ersten Geschlechtsverkehr würden sie zwar noch benutzt, aber danach verhüteten viele Mädchen mit der Pille. Nur ein Drittel habe weiterhin Geschlechtsverkehr mit Kondom.

Gilles rief dazu auf, die sexuell übertragbare Krankheit an das Robert-Koch-Institut zu melden, auch wenn sie seit 1991 nicht mehr meldepflichtig ist, da nur so bundesweit Daten erhoben werden könnten. Die Gynäkologin forderte, Mädchen rechtzeitig auf Chlamydien hin zu untersuchen, um mit einer frühzeitigen Antibiose eine Chronifizierung und deren Folgen zu vermeiden. In Deutschland gebe es schätzungsweise 100 000 Frauen, die aufgrund einer Chlamydieninfektion steril sind. Auch die adäquate Aufklärung in der Schule über die Krankheit sei wichtig und, daß Kondome schützen.

Mehr zum Thema

Steigende Zahlen

106.000 Abruptiones im Jahr 2023

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen