Eizellen für künstliche Befruchtung können auch in vitro reifen

LÜBECK (nie). Die Hormontherapie vor einer künstlichen Befruchtung wird möglicherweise einfacher: An der Universitätsklinik in Lübeck hat jetzt eine Studie zur In-vitro-Reifung von Eizellen begonnen. Dabei müssen Frauen wesentlich weniger Hormone nehmen als bei der konventionellen Therapie.

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Bei der In-vitro-Maturation werden die Eizellen, die später im Reagenzglas befruchtet werden, bereits eine Woche nach Beginn der hormonellen Ovulationstimulation entnommen, so der Leiter der Studie, Dr. Sören von Otte. Bei dem Verfahren wird urinäres oder rekombinantes follikelstimulierendes Hormon (FSH) verwendet. "Wir applizieren vor der Eientnahme drei Tage lang jeweils eine niedrige Dosis des Gonadotropins", so von Otte zur "Ärzte Zeitung".

    Bisher wurden mit der Methode weltweit 400 Kinder gezeugt.
   

Damit werde die Reifung im Körper eingeleitet, aber nicht vollendet. Diese Behandlung sei erheblich besser verträglich als das herkömmliche Vorgehen, bei der die Eizellenreifung vollständig im Körper der Frauen stattfindet. Bei der konventionellen Methode müssen die Frauen mehrere Wochen lang Hormonpräparate einnehmen. Das Heranreifen der Eizellen erfolgt bei der neuen Methode in der Petrischale mit Hilfe von Hormonen.

In dem Reifungsmedium wird FSH und hCG (humanes Choriongonadotropin) verwendet. Die in vitro nachgereiften Eizellen werden bereits nach ein bis zwei Tagen mit der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) befruchtet und dann in die Gebärmutter eingesetzt. Bisher wurden weltweit mit dieser Methode etwa 400 Kinder gezeugt, die allermeisten von ihnen kamen in den vergangenen drei bis fünf Jahren auf die Welt, sagte von Otte. Eine erhöhte Fehlbildungsrate sei bei diesen Kindern nicht festgestellt worden. In den nächsten zwei Monaten will von Otte 50 bis 60 Frauen mit der neuen Methode behandeln.

Der Erfolg der In-vitro-Reifung ist allerdings umstritten. Es gebe kritische Stimmen, wonach die Kinder durch diese Behandlung unter genetischen Störungen leiden könnten, sagte Professor Thomas Katzorke vom Bundesverband der Reproduktionsmedizinischen Zentren in Deutschland. Langzeitstudien gebe es bisher nicht.

Studien zur In-vitro-Maturation gibt es vor allem in Dänemark, Finnland und Kanada. So hat das Fertility Center in Herlev in Dänemark Daten von 33 Kindern vorgestellt, die durch In-vitro-Maturation gezeugt worden waren. Von den 16 Mädchen und 17 Jungen wurde ein Mädchen wegen einer Plazenta-Insuffizienz tot geboren, ein Mädchen hatte eine Gaumenfehlbildung. Alle anderen Kinder waren gesund.

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