Belastungs- und Dranginkontinenz oft gleichzeitig

DÜSSELDORF (KHS). Etwa 30 Prozent aller Patienten mit Harninkontinenz haben eine Mischinkontinenz, das heißt eine Belastungsinkontinenz und zugleich eine Dranginkontinenz. Eine genaue Differenzierung dieser beiden Inkontinenzformen hält Professor Klaus-Peter Jünemann jedoch für wichtig, um eine adäquate Therapie einleiten zu können.

Veröffentlicht:

Zur Behandlung von Frauen mit Belastungsinkontinenz etwa hat sich der selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Duloxetin bewährt.

Von großer Wichtigkeit bei Frauen mit Harninkontinenz sei auch eine eingehende körperliche Untersuchung, einschließlich einer vaginalen Untersuchung, sagte der Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Kiel bei einer Veranstaltung der Unternehmen Boehringer Ingelheim und Lilly Deutschland in Düsseldorf. Die beste medikamentöse oder operative Therapie führe unter Umständen nicht zum Erfolg, wenn etwa ein Vaginal-Prolaps übersehen werde.

Und noch etwas empfahl der Vorsitzende der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft: Eine medikamentöse Behandlung bei Harninkontinenz sollte mindestens über vier Wochen fortgeführt werden, weil vorher der Therapieerfolg nicht sicher beurteilt werden könne.

Erste Studien jetzt auch mit erkrankten Männern

Als "innovativ" bezeichnete Jünemann den Wirkstoff Duloxetin, der unter dem Markennamen Yentreve® nun seit gut einem Jahr europaweit für die Behandlung von Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Belastungsinkontinenz zugelassen ist.

Als Wissenschaftler beeindrucke ihn der Wirkungsmechanismus: Duloxetin greife zentral an, wirke aber peripher über die Aktivierung des Nervus pudendus, wodurch die Kontraktilität des äußeren Harnröhrenschließmuskels verbessert werde. Bei einem hohen Prozentsatz der behandelten Frauen habe sich in mehreren Studien die Rate der Inkontinenz-Episoden deutlich verringert und die Lebensqualität der Frauen gebessert.

Duloxetin wirkt nach Angaben von Jünemann auch gut bei Männern, die nach radikaler Prostatektomie inkontinent sind. Ihnen verhelfe das Medikament "unglaublich schnell" zur Kontinenz. Aufgrund dieser Beobachtung würden jetzt erste Studien bei Männern mit Inkontinenz begonnen.

Mehr zum Thema

Steigende Zahlen

106.000 Abruptiones im Jahr 2023

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert