Erst die Impfung gegen HPV, dann der Sex

HEIDELBERG (sko). Mit einem neuen Impfstoff gegen humane Papillomaviren (HPV) können Mädchen und junge Frauen sicher vor einer HPV-Infektion und dadurch sehr wahrscheinlich auch vor einem Zervix-Karzinom oder vor Feigwarzen geschützt werden. Das Problem dabei: Wie kann man die Mädchen für diese Impfung gewinnen?

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Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen HPV ist insofern von großer Bedeutung, als praktisch alle Zervix-Karzinome und auch Condylomata acuminata mit einer HPV-Infektion assoziiert sind. Ein Impfstoff gegen die Virustypen 6, 11, 16 und 18, der sich gerade in der Zulassung befindet und später unter dem Handelsnamen Gardasil® vermarktet werden soll, verspricht eine drastische Reduktion dieser Erkrankungen.

Denn: Etwa 70 Prozent aller Zervix-Karzinome werden durch die beiden HPV-Typen 16 und 18 ausgelöst. Und die Serotypen 6 und 11 verursachen etwa 90 Prozent der Genitalwarzen.

Da das HP-Virus hauptsächlich über die Schleimhaut im Genitaltrakt übertragen wird, profitieren vermutlich besonders junge Mädchen, die noch keine sexuellen Kontakte hatten, von der Impfung. Doch gerade in dieser Altersgruppe ist die Prävention von Krankheiten ein extrem vernachlässigtes Thema. So sind nach Angaben von Dr. Ulrike Armbruster-Goldstein, Frauenärztin aus Vaihingen, nur 33 Prozent der Jugendlichen gegen Hepatitis B geimpft.

"Die Impflücken sind besorgniserregend", sagte Armbruster-Goldstein bei einer von Sanofi Pasteur MSD organisierten Veranstaltung in Heidelberg. Der Grund für die mangelnde Akzeptanz der Maßnahme ist nach Ansicht von Dr. Ulrich Enzel, Kinder- und Jugendarzt aus Schwaigern vor allem, daß Kollegen nicht an die Jugendlichen herankommen.

Informationsstunden in Schulen sind wichtig

"Jugendliche meinen heute, sie müßten fit und gesund sein. In der Pubertät fehlt das Krankheitsbewußtsein", so Enzel. Speziell bei der HPV-Impfung bestehe das Problem, daß der Gedanke, Sexualität könnte krank machen, dem Lebensgefühl in der Pubertät genau entgegengesetzt sei und dementsprechend abgelehnt werde. Sexualität werde mit Spaß statt mit Verantwortung verbunden.

Um die Jugendlichen zu erreichen, setzt Enzel auf die Information in den Schulen: "Ohne die Zusammenarbeit mit der Schule werden wir es nicht schaffen." So könne die Aufklärung im Biologie-Unterricht auch Informationen über sexuell übertragbare Erkrankungen und deren Prävention enthalten.

Hierzu sei es aber notwendig, die Schulen dafür zu gewinnen. Hilfreich sei für Kollegen, die entsprechende Informationsstunden in Schulen anbieten möchten, die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern, sagte Enzel.

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