Basisdiagnostik bei Inkontinenz obliegt Hausarzt

FRANKFURT AM MAIN (ner). Je nach den Antworten auf nur drei Fragen können Ärzte entscheiden, ob sie mit einer Inkontinenzdiagnostik beginnen oder nicht. Dabei sollten sie die Patienten von sich aus auf das Tabuthema ansprechen.

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Dafür hat die Dresdener Urologin Dr. Ina Baumann auf einem Symposium in Frankfurt am Main plädiert. Umfangreiche Inkontinenz-Fragebögen entsprächen nicht den zeitlichen Möglichkeiten in einer Hausarztpraxis. Alltagstauglicher sei es, drei entscheidende Fragen zu stellen: Verlieren Sie Urin bei körperlicher Belastung? Verspüren Sie Harndrang und verlieren Sie dabei Urin? Wie hoch ist der Leidensdruck?

Antwortet ein Patient wenigstens einmal mit "ja" und gibt er an, unter den Beschwerden zu leiden, sollte er zunächst ein Trink- und Miktionstagebuch führen, so Baumann bei einer Veranstaltung des Unternehmens UCB Pharma. Der Allgemeinarzt Dr. Michael Grundig aus Dresden rät, die Einträge nur wenige Tage machen zu lassen - dann sei die Genauigkeit oft größer.

Baumann warnte vor einer probatorischen Behandlung mit Anticholinergika. Zunächst müßten Infektionen, neurologische, metabolische oder endokrine Faktoren ausgeschlossen werden. Schätzungsweise 6,6 Millionen Menschen mit überaktiver Blase lebten in Deutschland, aber nicht jeder Inkontinenz-Patient brauche den Urologen zu konsultieren. Die Basisdiagnostik mit klinischer Untersuchung, Urinanalyse per Streifentest sowie Restharnbestimmung gehöre in die Hände des Hausarztes, so Baumann und Grundig übereinstimmend.

Ist die Behandlung mit einem Anticholinergikum angezeigt, plädierten beide Kollegen für ein transdermales Matrixpflaster (Kentera®). Es setzt kontinuierlich Oxybutynin frei. Dadurch würden sehr hohe Plasmaspiegel vor allem der Stoffwechselprodukte vermieden, sagte Dr. Ralf Anding vom Klinikum Osnabrück. Diese Metaboliten könnten die unerwünschten Wirkungen oraler Anticholinergika wie Mundtrockenheit und Obstipation auslösen.

Mit dem Pflaster lägen diese Effekte im Placebobereich. In klinischen Studien war die Anzahl der Inkontinenzepisoden damit um 75 Prozent sowie die durchschnittliche Miktionsfrequenz um 18 Prozent pro Tag geringer als mit Placebo. 40 Prozent der Patienten würden vollständig kontinent.

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