Kosten schrecken kinderlose Paare von IVF ab

BERLIN (gvg). Würde die In-vitro-Fertilisation (IVF) in Deutschland in ähnlichem Umfang wie in Dänemark genutzt, könnten bis zum Jahr 2050 etwa 1,6 Millionen Kinder zusätzlich zur Welt kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie mit dem Titel "Ungewollt kinderlos".

Veröffentlicht:

Die Untersuchung wurde vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erarbeitet. Häufigster Grund für Kinderlosigkeit ist der Studie zufolge der fehlende Partner, und zwar bei vier von zehn Befragten der Studie.

"Unsere Erhebung zeigt aber auch, dass medizinische Gründe bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eine beachtliche quantitative Bedeutung haben", sagte Dr. Steffen de Sombre vom Allensbach-Institut bei einer Veranstaltung des Instituts in Berlin. Etwa jeder sechste bis siebte Kinderlose gebe als Grund an, dass es mit der Schwangerschaft "nicht klappe".

Dr. Reiner Klingholz vom Berlin-Institut betonte, dass dies nicht nur für die betroffenen Paare relevant sei. Auch die Gesellschaft könnte davon profitieren, wenn reproduktionsmedizinische Leistungen stärker in Anspruch genommen würden. So liege in Deutschland die Quote der mit Hilfe der künstlichen Befruchtung geborenen Kinder im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2005 bei nur 1,65 Prozent aller Neugeborenen. Ursache sei vor allem die Gesundheitsreform im Jahr 2004. Paare müssten seither pro Zyklus ungefähr 1800 Euro selbst beisteuern, betonte Dr. Bettina Pfüller, die Leiterin des Kinderwunschzentrums an der Charité in Berlin.

In Dänemark dagegen, wo die Krankenversicherungen die Kosten für drei IVF-Behandlungen komplett erstatten, liegt die Quote bei knapp vier Prozent. Stiege die Quote in Deutschland auf das Niveau in Dänemark, so kämen bis zum Jahr 2050 rein rechnerisch ungefähr 850 000 Kinder mehr auf die Welt. "Dies hätte einen erkennbaren Einfluss auf die demografische Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland", sagte Klingholz.



STICHWORT

Studie "Ungewollt kinderlos"

Für die von Serono unterstützte Studie "Ungewollt kinderlos" wurden 3500 Bürger zwischen 25 und 59 Jahren repräsentativ befragt. Jeder Dritte wünscht sich derzeit ein erstes oder ein weiteres Kind. Das sind 12,8 Millionen Männer und Frauen. 1,4 Millionen davon sind aus medizinischen Gründen kinderlos: Sie haben bisher kein Kind bekommen, obwohl sie mindestens ein Jahr lang ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten. 82 Prozent der betroffenen Frauen haben schon einen Arzt kontaktiert. Aber nur jede Dritte hatte Kontakt zu Reproduktionsmedizinern. Wichtigster Grund für die Zurückhaltung ist die Hoffnung, dass es ohne Hilfe klappen könnte. (gvg)

Mehr zum Thema

Steigende Zahlen

106.000 Abruptiones im Jahr 2023

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert