Arzneien helfen Bettnässern besonders effektiv

BERLIN (grue). Bettnässen ist nach Asthma die zweithäufigste Gesundheitsstörung bei Kindern. Etwa jedes zehnte Kind im Grundschulalter und sogar ein bis zwei Prozent der Jugendlichen machen nachts noch ins Bett. Mit Medikamenten plus Verhaltenstherapie werden fast alle Bettnässer trocken.

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Ist ein Kind mindestens fünf Jahre alt, tagsüber trocken, aber nachts mehrmals im Monat naß, liegt vermutlich eine primäre Enuresis nocturna vor. Diese Form des Bettnässens hat fast nie psychische Ursachen, sondern ist überwiegend erblich bedingt: Waren beide Eltern in der Kindheit Bettnässer, wird es der Nachwuchs mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent auch. Bei nur einem betroffenen Elternteil liegt das Risiko bei 15 Prozent. Dabei trifft es Jungen häufiger als Mädchen.

Nachts wird mehr Urin gebildet als die Blase fassen kann

"Ursache für Bettnässen bei Kindern ist meist ein fehlender nächtlicher Anstieg des antidiuretischen Hormons Vasopressin", sagte Professor Schahnaz Alloussi vom Klinikum Neunkirchen auf einer Veranstaltung des Unternehmens Ferring in Berlin. Die nächtliche Urinproduktion übersteigt dann die Blasenkapazität. "Das Kind möchte natürlich trocken bleiben, kann aber die ungewollte Blasenentleerung nicht kontrollieren", sagte der Urologe.

Training etwa mit der Klingelhose hilft nach den Erfahrungen von Alloussi häufig nicht. "Enuretische Kinder schlafen oft so tief, daß sie weder durch den Druck der vollen Blase noch durch einen akustischen Alarm aufwachen". Eltern versuchen deshalb, anders zu helfen, wie eine Internet-Umfrage mit über 500 Teilnehmern ergeben hat: Sie kaufen Bettunterlagen und Matratzenschoner, windeln die Kinder oder schränken die Trinkmenge am Tag ein. Nur jede fünfte Familie hatte Erfahrungen mit einer ärztlich verordneten Therapie, die zum Zeitpunkt der Umfrage teilweise noch andauerte.

Binnen elf Wochen wurden die Kinder im Mittel trocken

Etwa 15 Prozent der Kinder waren mit fachärztlicher Hilfe aktuell trocken, was im Mittel elf Wochen gedauert hatte. Sie hatten das zu 27 Prozent mit dem Hormon-Analogon Desmopressin (vom Unternehmen als Minirin® angeboten) in Tablettenform geschafft, zu 21 Prozent mit gleichartigen Nasensprays, zu 18 Prozent mit Homöopathie und zu 17 Prozent mit der Klingelhose.

"Die Desmopressin-Behandlung ist beim Bettnässen am effektivsten", sagte der Urologe. In einer Praxisstudie wurden mit diesem Mittel allein mehr als 50 Prozent und in Kombination mit anderen Mitteln, etwa Anticholinergika oder Alphablockern, 83 Prozent von 259 Kindern trocken und weitere 16 Prozent durch Verhaltensänderung. Fast allen Kindern sei also zu helfen, sagte Alloussi. Als größten Vorteil der erfolgreichen Therapie nannten die befragten Eltern die Steigerung des Selbstwertgefühls der Kinder.

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