Nächtliche Enuresis bei Vorschulkindern ist kein Drama

DÜSSELDORF (grue). Eine primäre nächtliche Enuresis bei Kindern im Vorschulalter ist kein Drama: Das nächtliche Einnässen hat eine hohe Spontanheilungsrate, und zwischenzeitlich können, falls nötig, Medikamente helfen.

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Beim Medizin-Kongreß zur Medica, der weltgrößten Medizinmesse, gibt es traditionell eine Veranstaltung zur Kinder- und Jugendpsychiatrie, bei der es in diesem Jahr um die Enuresis ging. 15 Prozent der sechsjährigen Kinder machen nachts noch ins Bett, wie Dr. Martin Menzel von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Gammertingen berichtete.

Bei den meisten löst sich das Problem von selbst, deshalb sollten Eltern möglichst gelassen damit umgehen, so Menzel. Bei der Enuresis handelt es sich überwiegend um eine genetisch bedingte, autosomal dominant vererbte Reifungsstörung des ZNS und nicht etwa, wie früher angenommen, um eine Reifungsverzögerung.

Im allgemeinen haben schon Säuglinge eine stabile Blase, die allerdings wegen häufiger Blasenkontraktionen öfters entleert wird. Mit zwei Jahren spürt ein Kind Harndrang und Blasenfülle. Mit drei Jahren beginnt es, die Miktion willentlich zu kontrollieren. Diese physiologischen Abläufe sind bei ins Bett nässenden Kindern gestört, vor allem scheint ihnen der Reflex zur Unterdrückung der Blasenentleerung zu fehlen.

"Aber das kann trainiert werden", so Menzel. Hilfreich sei ein Miktionsprotokoll. Eltern sollten die Kinder an den Toilettengang erinnern und Fortschritte beim Trockenwerden belohnen, aber ansonsten das Maleur nicht weiter thematisieren. Ein Drittel der Kinder werde so innerhalb von etwa zwei Monaten trocken, sagte Menzel. Für die medikamentöse Therapie eigne sich das Hormon-Analogon Desmopressin, das die Urinproduktion durch Konzentration des Urins im distalen Tubulus verringert.

Die Kinder nässen dann seltener ein, und etwa jedes vierte Kind wird während der Therapie vollständig trocken. Wird das Medikament deshalb kurzfristig abgesetzt, gebe es fast immer einen Rückfall, so Menzel. Die Kinder sollten besser für drei bis sechs Monate behandelt werden.



STICHWORT Aus dem Springer Lexikon Medizin

Enuresis

Als Enuresis wird der unwillkürliche Harnabgang bei Kindern über drei Jahren bezeichnet. Außer organischen Ursachen wie Spina bifida und Harnröhrenanomalien sind vor allem psychische Probleme als Auslöser von Bedeutung.

Enuresis diurna: meist psychisch bedingtes Einnässen im wachen Zustand

Enuresis nocturna (nächtliches Einnässen, Bettnässen): durch verschiedene Ursachen auslösbarer, unwillkürlicher Harnabgang im Schlaf.

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