Herzfehler als Kind, Arrhythmie als Erwachsener

MANNHEIM (wst). Wegen der Fortschritte in der Kinderkardiologie ist der Anteil von erwachsenen Patienten mit angeborenen Herzfehlern in den vergangenen 20 Jahren steil gestiegen und wird weiter wachsen. Dies hat neue Herausforderungen in der Erwachsenenkardiologie zur Folge.

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Eine der häufigsten Spätkomplikationen bei unterschiedlichen angeborenen Herzfehlern sind supraventrikuläre Rhythmusstörungen. Darauf hat Dr. Hassim Abduhl-Khaliq vom Deutschen Herzzentrum in Berlin beim Kardiologenkongreß in Mannheim aufmerksam gemacht.

Von 1000 Lebendgeborenen haben acht bis zehn Kinder eine angeborene Fehlbildung des Herzens oder der großen Gefäße. Dank medizinischer Fortschritte in der chirurgischen, minimalinvasiven und medikamentösen Behandlung der Betroffenen erreichen heute etwa 90 Prozent von ihnen das Erwachsenenalter.

Wie Abduhl-Khaliq mit Hochrechnungen der Herzzentren Berlin und München demonstriert hat, erreichten während des Jahres 1998 in Deutschland noch weniger als 500 Patienten mit klinisch relevanten angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter. 2005 waren es aber bereits etwa 3000, und für das Jahr 2014 werden etwa 8000 neu erwachsen gewordene Patienten mit angeborenen Herzfehlern prognostiziert.

Vorhofflimmern und Vorhofflattern kommen bei erwachsenen Patienten mit angeborenen Herzfehlern deutlich häufiger vor als bei Menschen ohne angeborene Herzfehler, betonte Abduhl-Khaliq. Das ergab eine Untersuchung des Berliner Herzzentrums zwischen 1993 und 2004.

Bei 2500 dort aufgenommenen erwachsenen Patienten mit angeborenem Herzfehler wurde bei 380 - das sind etwa 15 Prozent - eine solche supraventrikuläre Arrhythmie diagnostiziert. Von diesen 380 Patienten hatten 43 Prozent Vorhofflimmern, 38 Prozent Vorhofflattern, bei 19 Prozent kamen beide Störungen vor. Unzureichend korrigierte Vorhofseptumdefekte sind die mit Abstand häufigsten angeborenen Herzfehler, die mit einer atrialen Rhythmusstörung assoziiert sind.

Daher stellt sich die Frage, inwieweit der Verschluß eines solchen Defekts auch den Herzrhythmus bessert. Antwort gibt hier die Arbeit einer Gruppe um Professor Felix Berger vom Deutschen Herzzentrum in Berlin. Die Wissenschaftler fanden heraus, daß ein Verschluß des Vorhofseptumdefektes zwar die Prävalenz des Vorhofflatterns deutlich reduziert. Die Prävalenz des Vorhofflimmerns verringert sich aber nicht signifikant.

Bei Patienten mit Septumdefekt und Vorhofflimmern ist deshalb zusätzlich zum Septumverschluß eine gezielte chirurgische oder minimalinvasive Intervention gegen das Vorhofflimmern zu erwägen, folgert die Gruppe um Berger.

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