Studie legt nahe, Desmopressin auszuschleichen

BERLIN (gvg). Bei Kindern, die wegen einer Enuresis nocturna mit Desmopressin behandelt werden, ist die Therapie erfolgreicher, wenn das Präparat langsam ausgeschlichen und nicht abrupt abgesetzt wird. Das hat die TEAM*-Studie ergeben, die auf dem Deutschen Urologenkongress vorgestellt wurde.

Veröffentlicht:

Die Zahl der nassen Nächte war nach Therapie-Ende bei 72 Prozent der Kinder, bei denen das Medikament über Monate ausgeschlichen wurde, um über 90 Prozent reduziert und bei weiteren 24 Prozent um 50 bis 90 Prozent. Das hat Dr. Arne-Daniela Marschall-Kehrel aus Frankfurt am Main auf einer von Ferring unterstützten Veranstaltung berichtet.

Das Ergebnis sei damit deutlich besser ausgefallen als in der Kontrollgruppe: Die Quote derjenigen, die vollständig angesprochen hatten, lag nach langsamem Ausschleichen von Desmopressin (von dem Unternehmen als Minirin® angeboten) um fast die Hälfte höher als bei abruptem Absetzen. Und der Anteil derer, die gar nicht angesprochen hatten, lag bei nur vier Prozent, beim abrupten Absetzen bei 22 Prozent.

Erfolg hält nach Therapie-Ende an

Dass das kein kurzfristiger Erfolg war, belegt eine weitere Auswertung vier Wochen nach Therapie-Ende: "Acht von zehn Kindern waren zu diesem Zeitpunkt weiterhin trocken, mit maximal zwei nassen Nächten pro Monat", sagte Marschall-Kehrel.

An der TEAM-Studie nahmen 491 Kinder aus mehreren urologischen und pädiatrischen Zentren teil, die alle mit Desmopressin therapiert wurden. Bei 314 Kindern wurde die Behandlung nach einer acht- bis zehnwöchigen Erhaltungstherapie über mehrere Monate ausgeschlichen. Die anderen beendeten die Behandlung nach der Erhaltungstherapie von einem Tag auf den anderen.

Auch teilweises Ansprechen erleichtert das Leben

Auch ein nur mäßiger Therapie-Erfolg könne für die Kinder und deren Familie eine große Erleichterung sein, sagte Professor Paul Eggert vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Bei einer Befragung seien zwei von drei Elternpaaren und sogar drei von vier Kindern auch bei einem nur teilweisen Ansprechen, das heißt bei einer nur 50- bis 90-prozentigen Reduktion der Zahl der nassen Nächte, mit der Therapie zufrieden gewesen.

*TEAM Therapie Enuresis Algorithmus Marschall

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zum Pankreaskarzinom aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen