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Gene steuern die Entwicklung

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Sie sagt von sich, sie habe einen Hang zum Perfektionismus: die Biochemikerin Professor Christiane Nüsslein-Volhard aus Tübingen. Das hat sie dahin gebracht, wo sie heute steht: Seit fast 20 Jahren leitet sie das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen, 1995 wurde sie mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt, und heute ist sie Mitglied des Nationalen Ethikrates.

Es ist ihr im Laufe ihrer Forschung gelungen, mindestens 120 Gene zu identifizieren, die an der Entwicklung von Organismen beteiligt sind. Vielen dieser Gene hat sie außergewöhnliche Namen gegeben, wie knirps, oskar, toll oder hedgehog, der englische Ausdruck für Igel.

Jetzt hat Nüsslein-Volhard ein allgemeinverständliches Buch geschrieben, in dem sie anschaulich beschreibt, wie solche Gene im Zusammenspiel die Entwicklung steuern. In neun Kapiteln, die sie mit eigenen Zeichnungen versehen hat, erklärt sie die Entwicklung vom befruchteten Ei bis zum vollentwickelten Wesen, sei es ein Fisch, eine Fliege, eine Maus oder ein Mensch. Schließlich gibt sie einen Überblick über die Bedeutung von Genen in der Evolution und ihren Einfluß auf die Baupläne von Lebewesen.

Die Biochemikerin spart in ihrem Buch die aktuelle Diskussion um das Klonen und die Stammzellforschung nicht aus. So sagt sie zum Beispiel, daß es einen Menschen nach Maß nie geben wird: "Jeder Gedanke an eine genetische Manipulation des Menschen durch Einbringen ausgewählter Gene ist in den Bereich der Utopien zu verweisen."

Nüsslein-Volhard sagt aber auch, daß "die Forschung mit embryonalen Stammzellen mehr Erfolg verspricht und möglicherweise nur auf diesem Wege bald Heilung für schwere Krankheiten möglich sein wird." Daß die Etablierung menschlicher embryonaler Stammzellkulturen in Deutschland verboten ist, ist für sie ein unvernünftiger Kompromiß.

Auch wenn man nicht in jedem Punkt mit der Forscherin übereinstimmt, so ist der erschwingliche Band ein lesenswertes Buch, das für die aktuellen Diskussionen ein gutes Fundament bildet. (ple)

Christiane Nüsslein-Volhard: Das Werden des Lebens - Wie Gene die Entwicklung steuern. Verlag C. H. Beck, München 2004. 208 Seiten, 55 Abbildungen, 19,90 Euro, ISBN 3-406-51818-4

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