KOMMENTAR
Eine veritable Beschimpfung
Als sich vor exakt einem Jahr die Jury des Paul-Ehrlich-Preises entschied, den Klonforscher Ian Wilmut für die Entwicklung einer neuen Form des Klonens von Säugetieren auszuzeichnen, war die Welt noch in Ordnung. Wilmut hatte sich immer gegen das Klonen von Menschen ausgesprochen.
Nicht bekannt aber war zu diesem Zeitpunkt, daß er sich um eine Lizenz zum Klonen von menschlichen, embryonalen Stammzellen bemühen würde, eine Methode, die in Deutschland verboten ist. Daß er die Lizenz vor kurzem in England erhalten hatte, löste Kritik an der Wahl des Preisträgers aus.
Schließlich finanziert der deutsche Steuerzahler den Preis knapp zur Hälfte und könnte so fördern, was von der Mehrheit eines demokratisch gewählten Parlaments abgelehnt wird.
Daß die Stiftung hinter ihre Entscheidung nicht zurücktreten mochte, ist nachvollziehbar - weniger, daß Jury und Stiftungsratsvorsitz die Verleihung zu einer veritablen Beschimpfung nutzten.
Von "unseliger Tradition destruktiver Verblendung" war im Kontext mit deutschen Gesetzen zu Gentechnik und Embryonenschutz die Rede. Die Mehrheit nationaler und internationaler Forscher sei für therapeutisches Klonen. Na, dann ist ja alles gesagt.
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