"Ehrlich-Preis für den überraschendsten Forschungsfund"

FRANKFURT AM MAIN (nsi). Die US-Professoren Andrew Fire und Craig Mello haben den "überraschendsten und neuartigsten Forschungsfund der letzten Jahre" gemacht. Das hat gestern Dr. Rino Rappuoli vom Paul-Ehrlich-Stiftungsrat bei der Verleihung des Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preises in der Paulskirche in Frankfurt am Main gesagt.

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Die Wissenschaftler sind, wie berichtet, für die Entdeckung der RNA-Interferenz 1997 gewürdigt worden. Die Entdeckung sei "Grundlage für die Entwicklung neuartiger Therapien, die das Potential zur Behandlung bei schweren Krankheiten haben", so Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, der den mit 100 000 Euro dotieren Preis übergab, eine der renommiertesten Auszeichnungen für biomedizinische Forschung.

Fire arbeitet an der Stanford University School of Medicine in Stanford in Kalifornien. Mello ist an der Massachusetts Medical School in Worcester im US-Staat Maryland.

RNA-Interferenz ist ein universeller Mechanismus bei Pflanzen, Tieren und Menschen zur Regulation von Genaktivitäten und zum Schutz vor Krankheitserregern. Mello und Fire hatten nachgewiesen, daß sich mit Hilfe gensequenzspezifischer, doppelsträngiger RNA-Moleküle die Synthese von Eiweißen gezielt unterdrücken und damit die Funktion der entsprechenden Gene - auch mutierter Gene - ausschalten läßt.

Das Prinzip werde bereits für die klinische Anwendung erprobt, sagte Fire bei einer Pressekonferenz aus Anlaß der Verleihung. So laufen derzeit zwei Studien zur lokalen Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration. Die Erkrankung sei der derzeit heißeste Kandidat, an dem sich beweisen lassen könnte, daß das Prinzip als therapeutische Strategie funktioniert, so Fire zur "Ärzte Zeitung". Unmittelbar bevor stünden klinische Studien zur Hemmung des Hepatitis-C- und des RS-Virus (Respiratory Syncytial Virus).

Zum ersten Mal ist auch ein Nachwuchspreis für herausragende Forschung deutscher Wissenschaftler verliehen worden. Die mit 60 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde in Frankfurt Dr. Ana Martin-Villalba vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg überreicht (wir berichteten).

Ihr sei es gelungen, ein recht vollständiges Bild pathologischer Veränderungen im Zentralnervensystem nach Läsionen zu zeichnen, die durch zerebrale Ischämien, Traumata und degenerative Erkrankungen - etwa Alzheimer und Parkinson - entstehen könnten. Dies sagte Professor Jürgen Bereiter-Hahn, Vizepräsident der Universität in Frankfurt am Main, in seiner Laudatio für Frau Martin-Villalba.

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