Meilenstein in der Forschung

Menschliche Stammzellen aus geklontem Embryo

Zum ersten Mal wurden aus einer Eizelle und einer Hautzelle ein menschlicher Embryo geklont und daraus Stammzellen gewonnen. Diese könnten den Grundstein für eine Art persönliches Ersatzteillager bilden.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Eine weibliche Eizelle wird zum Klonen präpariert.

Eine weibliche Eizelle wird zum Klonen präpariert.

© OHSU Photos

BEAVERTON. US-Wissenschaftler am Oregon National Primate Research Center haben erstmals aus einem künstlich produzierten Embryo menschliche Stammzellen gewonnen.

Die Stammzellforscher um Shoukhrat Mitalipov entfernten hierzu den Zellkern einer Eizelle und pflanzten stattdessen den Kern einer Hautzelle eines erwachsenen Menschen ein (Cell 2013; 153: 1).

Diese Prozedur ist bei menschlichen Eizellen besonders schwierig. Schließlich gelang das Experiment, indem der Zellzyklus während des Kerntransfers in eine bestimmte Phase gebracht wurde.

Grundbaustein für eine Art persönliches Ersatzteillager

Durch die Informationen der Eizelle wird der transferierte Kern so umprogrammiert, dass sich ein Embryo entwickeln kann. Nach wenigen Zellteilungen wird dieser abgetötet. Die daraus gewonnenen embryonalen Stammzellen können sich aufgrund ihrer Pluripotenz mit Hilfe von Wachstumsfaktoren in verschiedenste Zelltypen entwickeln.

Das Potenzial der auf diese Weise gewonnenen Stammzellen ist damit weitaus größer als das adulter Stammzellen. Ziel der Methode ist letztlich die Produktion verschiedener Gewebe, um kranke Strukturen bei Patienten zu ersetzen.

So könnten die geklonten menschlichen Stammzellen eines Tages den Grundbaustein für eine Art persönliches Ersatzteillager bilden.

Ihr Vorteil gegenüber den in den USA etwa bei Patienten mit Makuladegeneration bereits vereinzelt eingesetzten embryonalen Stammzellen liegt in dem geringen Abstoßungsrisiko, da das Gewebe auf der Basis körpereigener Geninformation entstanden ist.

Konkurrenz machen die Stammzellen aus geklonten Embryonen zudem den induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS), die durch künstliche Reprogrammierung somatischer Zellen wieder in einen "embryonalen" Zustand gebracht wurden.

Dolly, das Schaf, war Vorreiter

Die Methode an sich ist nicht neu und mittlerweile bei vielen Säugetieren gelungen. In der Tierwelt wurde auch mit reproduktivem Klonen experimentiert, ein Vorgang, bei dem der künstlich entstandene Embryo von einer Leihmutter ausgetragen wird.

Seit 1996 Klonschaf Dolly das Licht der Welt erblickte, gibt es Befürchtungen, dass dieses Experiment auch beim Menschen gelingen könnte.

Mitalipov machte allerdings deutlich, dass seine Forschung lediglich darauf abziele, Stammzellen zu erzeugen, mit denen es künftig möglich sein soll, Krankheiten zu bekämpfen. Es gehe nicht darum, Menschen zu klonen. Daran denke niemand, betont der Stammzellforscher.

Die Hoffnung liege vielmehr auf der Entwicklung spezifischer Therapien. "Wir glauben auch nicht, dass unsere Ergebnisse von anderen genutzt werden können, um das reproduktive Klonen von Menschen voranzutreiben", so Mitalipov .

Bis Patienten sichere und effektive Stammzelltherapien angeboten werden könnten, sei noch viel Forschungsarbeit zu leisten, betonte Mitalipov.

Dennoch sei nun ein wichtiger Schritt bei der Herstellung von Zellen gelungen, die letztlich im Rahmen einer regenerativen Medizin eingesetzt werden könnten.

Lesen Sie dazu auch: Leitartikel zu geklonten humanen Stammzellen: Eine Forschung, die überflüssig ist

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