Phyto-Forum

Mit Salbei gegen Hyperhidrose

Ein Extrakt aus Salbeiblättern konnte in einer Studie die Schweißsekretion um die Hälfte reduzieren.

Veröffentlicht:

Frage: Gibt es pflanzliche Optionen für Patienten mit Hyperhidrose?

Professor Karin Kraft: Als pflanzliche Option werden bei Hyperhidrose vor allem Zubereitungen aus dem dalmatinischen Salbei (Salvia officinalis L.) verwendet. Das antihidrotische Wirkprinzip ist nicht genau bekannt, möglicherweise sind die enthaltenen Gerbstoffe daran beteiligt.

Bei der fokalen Hyperhidrose wird volksmedizinisch das Betupfen mit Salbeitinktur (50 Vol.prozent Ethanol) empfohlen.

Bei generalisiertem Schwitzen sind Teeaufgüsse mit Salbeiblättern hilfreich: einen Teelöffel geschnittene Blätter (2g) bzw. einen Filterbeutel mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, dreimal täglich über zwei bis vier Wochen eine Tasse des abgekühlten Tees trinken.

Zudem gibt es ein Fertigarzneimittel mit wässrigem Salbeiblättertrockenextrakt. Bei Tagesschweiß, zum Beispiel während der Menopause, werden 3 x täglich 1 - 2 Dragees nach den Mahlzeiten, bei nervös bedingtem Nachtschweiß 2 - 4 Dragees vor dem Schlafengehen empfohlen.

Die European Medicines Agency (EMA) weist Salbeiblätterzubereitungen unter anderem die traditionelle Anwendung zur Erleichterung bei exzessivem Schwitzen zu; Personen bis 18 Jahre, Schwangere und Stillende sollten wegen fehlender Untersuchungsdaten davon ausgenommen werden.

Die erhältlichen klinischen Studien sind stets offen, die meisten davon wurden schon in den 1930er Jahren bei Patienten mit zum Beispiel Tb oder auch bei gesunden Freiwilligen durchgeführt.

Alle unterstützen die langjährige Annahme, dass wässrige Salbeiblätterextrakte die Schweißsekretion bei Hyperhidrose hemmen.

In einer offenen unkontrollierten Studie erhielten 40 Patienten mit idiopathischer Hyperhidrose einen wässrigen Trockenextrakt (440mg, entsprechend 2,6g Salbeiblättern) und weitere 40 Patienten Salbeitee (4,5g Blätter / Tag).

Die Schweißsekretion fiel bei beiden Gruppen auf weniger als 50 Prozent ab.

Ein Therapieversuch mit Salbeiblätterextrakt ist somit bei Patienten mit idiopathischer fokaler oder generalisierter Hyperhidrose durchaus gerechtfertigt.

Prof. Karin Kraft: Lehrstuhl für Naturheilkunde, Zentrum für Innere Medizin, Uni Rostock

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken