Fluglärm in der Nacht - und doch nicht um den Schlaf gebracht?

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KÖLN (akr). Fluglärm führt nicht zur vermehrten Ausschüttung von Streßhormonen. Zu diesem Ergebnis kommt die nach eigenen Angaben weltweit größte Untersuchung zu elektrophysikalischen Auswirkungen von Fluglärm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln-Porz.

Die Wissenschaftler des DLR untersuchten in insgesamt 2240 Nächten 128 Probanden unter Laborbedingungen und 64 Personen zu Hause.

Im Labor spielten die Forscher mehr als 30 000 Lärmereignisse ein, im Feld haben sie mehr als 15 000 Fluggeräusche gemessen. Zudem erfaßten sie Augenbewegungen, Hirnströme, Muskelanspannung und andere physiologische Maße der schlafenden Probanden und verglichen die Daten mit dem jeweiligen Lärmpegel.

Auf diese Weise konnten sie auf die Tiefe und Länge des Schlafs und Störungen schließen. "Die akuten Schlafstörungen sind geringer ausgefallen als vermutet", sagt Projektleiter Dr. Alexander Samel vom DLR. Aussagen über Gesundheitsstörungen durch Fluglärm können die Wissenschaftler nicht treffen. "Wir haben keine epidemiologische Studie erstellt", sagt Samel. In die Untersuchung wurden nur gesunde Probanden zwischen 18 und 65 Jahren einbezogen. Das sei eine gute Ausgangsposition für weitere Untersuchungen.

Bei der "Ärzteinitiative für einen ungestörten Schlaf Rhein-Sieg" stößt die Studie auf wenig Begeisterung. "Wenn es sich um reine Grundlagenforschung handeln würde, müßte man die Untersuchung bejahen", sagt der Siegburger Internist Dr. Arno Lange. "Aber dann müßte man auch klar sagen: Die Studie taugt nicht dazu, Schlüsse zum Beispiel für die Novellierung des Fluglärmgesetzes zu ziehen." Lange und seine Mitstreiter fürchten, daß Politik und Wirtschaft die gravierenden Auswirkungen des Fluglärms auf die Gesundheit herunterspielen werden.

Die Ärzte kritisieren, daß die DLR-Wissenschaftler nicht untersucht haben, welche Auswirkungen Fluglärm auf Kinder, Kranke oder Ältere hat. "Wir werden die Studie vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin gegenprüfen lassen", kündigt Lange an. Die Initiative plant für den Frühsommer eine Tagung, bei der sich Wissenschaftler mit der Studie auseinandersetzen.

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