Nähe zu starkem Verkehr schadet den Gefäßen

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ESSEN (eb). Menschen haben offenbar um so häufiger und stärker Atherosklerose, je näher sie an einer stark befahrenen Straße wohnen. Hinweise dafür liefert eine Studie an den Universitäten Düsseldorf und Essen-Duisburg.

Im Vergleich zu Studienteilnehmern, die mindestens 200 Meter von einer viel befahrenen Straße entfernt wohnen, haben diejenigen in einem Abstand von weniger als 50 Metern 63 Prozent häufiger Atherosklerose. Zwischen 51 und 100 Metern ist die Erkrankungsrate um 34 Prozent erhöht, von 101 bis 200 Metern um acht Prozent.

In absoluten Zahlen: Insgesamt 6,5 Prozent der Probanden, die über 150 Meter von der Straße entfernt leben, haben Atherosklerose. Bei denen, die näher wohnen, sind es acht Prozent. Das hat die von der Heinz-Nixdorf-Stiftung finanzierte Studie RECALL× ergeben (Circulation 116, 2007, 489).

Auch eine lange Exposition erhöht das Risiko. Das galt etwa für jene, die nicht ganztags arbeiteten und viel Zeit in einer Wohnung nahe einer viel befahrenen Straße verbrachten. Zudem sind dort die Gefäße stärker verkalkt, wie CT-Untersuchungen ergaben. Wer 50 Meter von der Straße entfernt lebt, hat sieben Prozent mehr Kalk als jemand, der es 100 Meter weit zur Straße hat.

Das Bindeglied zwischen Straßenverkehr und Atherosklerose sehen die Forscher in der Luftverschmutzung durch Feinstaub. Die Feinstaub-Partikel aus dem Straßenverkehr gelangen durch die Lungenbläschen in den Blutkreislauf und begünstigen Entzündungen und Thrombosen. Zusätzlich sind Straßenlärm und Metallpartikel-Emissionen aus Katalysatoren schädlich.

Die Daten sind Teil einer Langzeitstudie zu Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Seit dem Jahr 2000 nehmen daran 4814 Männer und Frauen von 45 bis 74 Jahren aus Mülheim, Essen und Bochum teil. Bei ihnen werden die Kalkscores der Herzkranzgefäße computertomografisch erfasst und Risikofaktoren sowie Erkrankungen als zusätzliche Einflüsse abgefragt.

×RECALL: Risk Factors, Evaluation of Coronary Calcification and Lifestyle

STICHWORT

Feinstaub

Als Feinstaub gelten fein verteilte feste Partikel in der Luft. Je nach Durchmesser unterscheidet man groben (über 10 µm), inhalierbaren (unter 10 µm), lungengängigen (unter 2,5 µm) und ultrafeinen Staub (unter 0,1 µm).

Etwa die Hälfte des Feinstaubs verursacht der Straßenverkehr. 50 Prozent davon entstehen durch Abgase, besonders von Dieselmotoren, der Rest durch Abrieb von Reifen und Bremsen sowie Staubaufwirbelungen von der Straße.

Die Partikel aus dem Straßenverkehr haben meist einen Durchmesser kleiner als 1 µm. Sie konzentrieren sich in einem Bereich von 300 Metern um die Straße. (mut)

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