Zahnreport

Rheinland-Pfälzer sind Zahnarztmuffel

Nur knapp 68 Prozent der Rheinland-Pfälzer waren 2014 beim Zahnarzt. Auch um die Zahngesundheit der Kinder steht es nicht gerade zum Besten.

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Nur zwei von drei Rheinland-Pfälzern haben 2014 einen Zahnarzt aufgesucht. Bei den Kindern waren es mit jedem dritten Kind sogar noch weniger.

Nur zwei von drei Rheinland-Pfälzern haben 2014 einen Zahnarzt aufgesucht. Bei den Kindern waren es mit jedem dritten Kind sogar noch weniger.

© ia_64 / Fotolia

MAINZ. Die Rheinland-Pfälzer gehören zu Deutschlands schlimmsten Zahnarztmuffeln - seltener gehen die Menschen nur im Saarland, Bremen und Hamburg zum Zahnarzt.

Das zeigt der kürzlich in Mainz vorgelegte Zahnreport der Barmer GEK, der in Zusammenarbeit mit der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der Agenon Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt wurde.

Demnach haben im Jahr 2014 67,9 Prozent der Rheinland-Pfälzer einen Zahnarzt aufgesucht. Damit lagen sie unter dem Bundesdurchschnitt von 71,3 Prozent und deutlich hinter dem Spitzenreiter Sachsen, wo 78,1 Prozent der Menschen zum Zahnarzt gingen.

Noch seltener sitzen nur die Saarländer (64,8 Prozent), Hamburger und Bremer (je 66,8 Prozent) auf dem Zahnarztstuhl. "Demografisch lassen sich die Unterschiede nicht erklären", berichtet Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer GEK in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Teure Zahnersatz-Versicherung

Überdurchschnittlich hoch sind die Zuzahlungen der Versicherten für Zahnersatz. Die Ausgaben für den Eigenanteil lagen bei 962 Euro je Versichertem und somit 58 Euro über dem Bundesdurchschnitt von 904 Euro. Bei Spitzenreiter Bayern lag die Höhe der Zuzahlungen bei durchschnittlich 1132 Euro. Am billigsten kamen die Versicherten in Sachsen-Anhalt weg mit im Schnitt 628 Euro.

Immerhin blieb der Anteil der Rheinland-Pfälzer, die einen Zahnarzt benötigten, im Vergleich zum Jahr 2013 (67,4 Prozent) fast unverändert. Auffallend jedoch sind die großen regionalen Unterschiede innerhalb des Bundeslandes. Am häufigsten gingen die Bewohner der Landkreise Mainz-Bingen und Cochem-Zell (je 69,8 Prozent) zum Zahnarzt. Schlusslichter sind die kreisfreie Stadt Pirmasens (61,7 Prozent) und der Eifelkreis Bitburg-Prüm (63,2 Prozent).

Und auch bei den Zahnvorsorge-Leistungen ist das Bundesland weit hinten. Prophylaxe-Leistungen nahmen 2014 nur 48,0 Prozent (Bundesdurchschnitt: 52,7 Prozent) in Anspruch. Lediglich in Niedersachsen, Bremen und dem Saarland taten dies noch weniger Menschen.

Nur jedes dritte Kind zur zahnärztlichen Früherkennung

Auch die Zahlen aus den jüngeren Altersgruppen geben zu denken: Nur 31,1 Prozent der rheinland-pfälzischen Kinder im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren erhielten eine zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung - der Bundesdurchschnitt liegt bei 33,9 Prozent. Schlechter schneiden nur Nordrhein-Westfalen, Bremen und das Saarland ab.

Besorgniserregend auch: Bloß 61,8 Prozent (Bundesdurchschnitt: 64,5 Prozent) der Sechs- bis unter 18-jährigen Rheinland-Pfälzer nahmen an der Individualprophylaxe teil. Das bedeutet Platz neun von 15 der in dieser Kategorie untersuchten Bundesländer.

Lediglich in der Kategorie Karies spielen die Pfälzer oben mit. So haben nur 25,1 Prozent der Menschen im Land eine Zahnfüllung erhalten, während es im Bundesdurchschnitt 28,7 Prozent waren. Nur in Bremen und dem Saarland war dies bei weniger Zahnarztpatienten der Fall. Bei den unter 18-Jährigen ist Rheinland-Pfalz sogar Spitzenreiter. Nur 13,6 Prozent der Minderjährigen erhielten im Jahr 2014 eine Zahnfüllung.

"Werden Karies und andere Zahnerkrankungen früh festgestellt und rechtzeitig behandelt, können viele Zähne erhalten werden", sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Kleis. Mindestens einen Zahn gezogen bekommen haben 9 Prozent der Rheinland-Pfälzer. Das entspricht genau dem Bundesdurchschnitt und führt zu Platz neun im Ländervergleich.

Zahnärzte sollten ihre Patienten objektiv informieren, was der Stand der Zahnmedizin ist, forderte Kleis. Zugleich spricht sie sich dafür aus, die Forschung in der Zahnmedizin im Blick zu behalten. So würden Patienten mit zahnlosem Unterkiefer in der Regelversorgung mit einer schleimhautgetragenen Totalprothese versorgt. Zahnmedizinisch sei dies aber nur die zweitbeste Lösung. Es sei an der Zeit, dass die Implantatlösung bei zahnlosen Unterkiefern Teil der Regelversorgung werde. (aze)

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