Schüler sitzen länger vorm TV als in der Schule

NÜRNBERG (ras). Der Ulmer Psychiater Manfred Spitzer hat Ärzte aufgefordert, stärker als bisher die Folgen von Bildschirmmedien für Kinder zu thematisieren. Die Gefahren dieser Medien würden von Eltern und Medizinern drastisch unterschätzt, erklärte er bei seinem Festvortrag zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Nürnberg.

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Verteilt über eine Sieben-Tage-Woche gehen Jugendliche pro Tag im Schnitt vier Stunden zur Schule, sitzen aber fünfeinhalb Stunden vor Bildschirmen. Um 22 Uhr sitzen nach Angaben von Spitzer noch 800 000 Kinder vor einem Fernseher, einer Spielkonsole oder einem PC. Um 23 Uhr seien es 200 000 Kinder und um Mitternacht noch 50 000.

Infolge dieser Medienüberflutung erlebten Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren vor dem Bildschirm 200 000 Gewaltdarstellungen, bei Kabelanschluss noch deutlich mehr. Besonders fatal sei es, dass gerade in den Kinderprogrammen und in den Nachrichten die meisten Gewalthandlungen gezeigt würden. Lediglich bei vier Prozent aller Gewaltakte würden im Fernsehen gewaltfreie Konfliktlösungen gezeigt.

Erschwerend komme hinzu, dass Jugendliche, die viel vor Bildschirmen sitzen, meist auch das Falsche essen und zunehmend dicker würden. Wesentlicher Auslöser sei die Werbung im Fernsehen: So drehten sich 60 Prozent aller Werbeeinblendungen ums Thema Essen.

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