Auch ohne Symptome

Stoffwechsel bei dicken Kindern oft gestört

Eine deutsche Studie: Übergewicht und metabolisches Syndrom hängen bereits im Grundschulalter zusammen. Nicht immer zeigen sich Symptome. Dicke Kinder sollten deswegen regelmäßig darauhin untersucht werden.

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Stoffwechselprobleme auf der Couch?

Stoffwechselprobleme auf der Couch?

© Getty Images / thinkstock

STUTTGART. Der Zusammenhang zwischen Übergewicht und metabolischem Syndrom zeigt sich bereits bei Grundschulkindern. Die meisten Kinder mit einem BMI ab der 90. Perzentile haben mindestens eine der zugehörigen Störungen wie Insulinresistenz oder Bluthochdruck.

"Metabolische und kardiovaskuläre Auffälligkeiten sind bei übergewichtigen vorpubertären Kindern weit verbreitet", warnen Wissenschaftler der Universitäten Hohenheim und Jena.

Sie haben Fünf- bis Achtjährige aus dem Großraum Stuttgart untersucht, die aufgrund der üblichen Vorsorgeuntersuchungen alle als gesund eingestuft waren (Acta Paediatrica 2014; online 24. Januar).

Trotzdem fanden sie bei 73 Prozent der übergewichtigen (BMI = 90. Perzentile) und 16 Prozent der normalgewichtigen Kinder mindestens eine Stoffwechselstörung, etwa eine Insulinresistenz oder eine Hyperlipidämie.

Von den Kindern hatten 100 Über- und 51 Normalgewicht. Bei 63 Kindern überschritt der BMI sogar die 97. Perzentile. Die Triglyzerid- und LDL-Cholesterin-Spiegel waren bei den übergewichtigen Kindern signifikant höher als bei den schlanken (Mädchen: plus 35 und plus elf Prozent, Jungen: plus 29 und plus 13 Prozent).

Zumindest die dicken Jungen litten auch häufiger an einer Hyper-LDL-Cholesterinämie (74 versus 40 Prozent). Bei den Mädchen mit Übergewicht waren dafür die HDL-Cholesterinspiegel signifikant niedriger als bei den Mädchen mit Normalgewicht.

Je höher der BMI, desto mehr metabolische Auffälligkeiten

Ein erhöhter BMI war außerdem bei den Jungen, nicht aber bei den Mädchen mit höheren Werten bei Nüchternblutzucker und oralem Glukosetoleranztest verbunden. Eine Insulinresistenz trat dagegen bei allen Kindern, die zu viele Kilos auf die Waage brachten, häufiger auf (Mädchen: 49 versus 20 Prozent, Jungen: 46 versus 18 Prozent).

Der Blutdruck wiederum war nur bei den Jungen BMI-abhängig; mit Übergewicht war die Prävalenz von Prähypertonie und Hypertonie signifikant höher als ohne (42 versus elf Prozent). Übergewichtige Kinder beiden Geschlechts hatten außerdem höhere Spiegel von Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1, Leptin und Harnsäure - lauter Surrogatmarkern, die ein Risiko für Stoffwechselerkrankungen anzeigen.

Insgesamt war die Prävalenz und Zahl metabolischer Störungen positiv korreliert mit der BMI-Perzentile. Bei Mädchen nahm die Rate bereits ab der 80. BMI-Perzentile drastisch zu, bei Jungen war ab der 95. ein steiler Anstieg zu verzeichnen.

Nach Ansicht der Studienautoren um Ina B. Maier von der Universität Hohenheim zeigen die Zahlen, dass die Präventionsmaßnahmen für adipositasassoziierte Erkrankungen im Kindesalter ungenügend sind.

Ihre Empfehlung: "Kinder, die in Gefahr sind, übergewichtig zu werden, insbesondere Mädchen mit einem BMI ab der 80. Perzentile, und mehr noch Mädchen und Jungen mit einem BMI ab der 90. Perzentile sollten regelmäßig von einem Kinderarzt gesehen und auf ein metabolisches Syndrom untersucht werden." (bs)

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