Healthy Buddies

Coole Abspeck-Tipps vom Patenschüler

Ein Crash-Kurs in Sachen Gesundheit von älteren "Paten" für ihre jüngeren Schulkameraden - das könnte bei Grundschülern gegen Adipositas helfen. Das kanadischen "Healthy Buddies" jedenfalls hatten Erfolg: Übergewichtige Kids verloren ordentlich Speck.

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Schon sooo kräftig: In Kanada helfen "Buddies" gegen Fettleibigkeit.

Schon sooo kräftig: In Kanada helfen "Buddies" gegen Fettleibigkeit.

© Waltraud Grubitzsch / dpa

WINNIPEG. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass sich Kinder von Gleichaltrigen mehr sagen lassen als von Eltern oder Lehrern. Diese Weisheit machten sich die Initiatoren des Programms "Healthy Buddies" zunutze. Zehn Grundschulen in der kanadischen Provinz Manitoba machten mit (Teilnahmevoraussetzung: sechs Jahrgangsstufen), zehn weitere kamen auf die Warteliste; sie dienten in der Studie als Kontrollen (JAMA Pediatr 2014; online 10. Februar).

Die Schüler der höheren Klassen 4 bis 6 wurden wöchentlich von entsprechend geschulten Lehrern instruiert. Die 45-minütigen Unterrichtseinheiten umfassten drei Bereiche: "Go Move!" für körperliche Aktivität, "Go Fuel!" für gesunde Ernährung und "Go Feel Good!" für die Körperwahrnehmung.

Die Schüler bekamen "Patenkinder" aus den jüngeren Jahrgängen zugewiesen. Die großen "Buddies", also "Kumpels", zeigten den "Kleinen" dann in jeweils halbstündigen wöchentlichen Meetings, was sie gesundheitstechnisch gelernt hatten. Sie machten mit ihnen Sport, brachten ihnen bei, welche Nahrungsmittel und Getränke gesund oder ungesund sind, und gaben ihnen Tipps, wie man sich gegenüber anderen behaupten kann.

Nach einem halben Jahr hatte sich zumindest einer der primären Studienendpunkte deutlich verbessert: Der Hüftspeck war in der Healthy-Buddies-Gruppe mit 340 Teilnehmern deutlich geschrumpft, die Teilnehmer der ersten bis dritten Klassen hatten im Durchschnitt 1,93 Zentimeter an der Taille verloren, die Kontrollen dagegen nur 0,15 Zentimeter.

Besonders auffällig war der Effekt bei den übergewichtigen Kindern - insgesamt 36 Prozent der Teilnehmer. Bei ihnen nahm der Taillenumfang um 2,90 Zentimeter ab, bei den Kontrollen dagegen um 1,69 Zentimeter zu!

Allerdings profitierten die jungen "Coaches" selber nicht ganz so sehr: Die Viert- bis Sechstklässler hatten am Ende der Studie insgesamt 1,48 Zentimeter verloren (gegenüber 0,12 Zentimeter Zunahme in der Kontrollgruppe), bei Übergewicht immerhin 2,30 Zentimeter Abnahme gegenüber 0,36 Zentimeter Zunahme.

Eine Enttäuschung gab es auch beim BMI. Dieser konnte durch die Maßnahme insgesamt nicht nennenswert reduziert werden. Für die Forscher um Dr. Robert G. Santos vom Gesundheitsamt Manitoba ist das Ergebnis dennoch ein Erfolg.

Auf Bevölkerungsebene, so der Santos, sei eine Reduktion des Taillenumfangs von insgesamt fast 1,5 Zentimetern im Vergleich zur Kontrollgruppe beachtlich, vor allem wenn man bedenke, dass Kinder in einem halben Jahr sonst eher zu- als abnehmen.

Die zentrale Adipositas im Kindesalter, betont Santos, stehe in engem Zusammenhang mit dem kardiometabolischen Risiko; dieses sei durch die Intervention maßgeblich verringert worden.

Die kanadischen Wissenschaftler führen den Effekt vor allem auf die gesündere Ernährung zurück. So hatten die Kinder, angeleitet von ihren "Buddies", deutlich häufiger Obst und Gemüse gegessen und auf Süßkram und Softdrinks verzichtet. Offensichtlich war die Botschaft auch in den Elternhäusern angekommen. (EO)

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