Norwegische Studie

Scheidungskinder neigen zu Übergewicht

Kinder geschiedener Eltern sind im Vergleich eher gefährdet, übergewichtig oder gar adipös zu werden. Das zeigen die Ergebnisse einer norwegischen Studie.

Veröffentlicht:

OSLO. Den Zusammenhang zwischen Adipositas und dem Familienstand der Eltern haben norwegische Epidemiologen und Endokrinologen an fast 130 Grundschulen des Landes bei knapp 3200 acht- bis neunjährigen Schülern überprüft (BMJ Open 2014; 4: e004502).

Analysiert wurden Daten von 1537 Mädchen und 1629 Jungen aus der Norwegian Child Growth Study 2010. In der Untersuchung waren Gewicht, Körpergröße, Taillenumfang, BMI und das Verhältnis zwischen Taille und Körpergröße ermittelt worden.

Auch war der Familienstand der Eltern als verheiratet, niemals verheiratet, getrennt oder in eheähnlicher Gemeinschaft lebend oder als geschieden erfasst worden.

Übergewicht und Adipositas ganz allgemein, aber auch abdominelle Adipositas kamen dabei 1,5-fach häufiger bei Kindern Geschiedener vor als bei Kindern von Verheirateten, berichten die Forscher um Dr. Anna Biehl vom Norwegischen Institut für Gesundheitsforschung.

Bildungsgrad der Mutter hat keinen Einfluss

Die Prävalenz von Übergewicht lag bei Scheidungskindern um 54 Prozent und von abdomineller Adipositas um 89 Prozent höher als in der Gruppe der Kinder, deren Eltern verheiratet waren. Bei Kindern von Eltern, die nie verheiratet waren, war die Prävalenz Übergewichtiger ähnlich hoch wie bei Kindern Verheirateter.

 Der Bildungsgrad der Mutter hatte dabei keinen Einfluss auf die Prävalenz des Übergewichts. Das gilt auch für die Parameter "Herkunftsland" und "Wohnort". Nach Ansicht von Biehl und ihren Kollegen lassen die Daten auch den Schluss zu, dass Söhne geschiedener Eltern am ehesten durch abdominelle Adipositas gefährdet sind.

Einschränkend weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass nur 230 der mehr als 3000 Kinder von Geschiedenen stammten, weshalb die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden sollten. Es fehlen auch Informationen darüber, wie lange die Eltern zum Zeitpunkt der Messungen bereits geschieden waren.

Nicht geklärt werden kann zudem, ob die Kinder das Übergewicht bereits vor der Scheidung erworben hatten oder erst danach. Keine Informationen liegen zudem über das Ausmaß körperlicher Aktivitäten der Kinder und über deren Essgewohnheiten vor.

Dennoch nehmen die Forscher an, dass durch eine Scheidung weniger auf die Ernährung eines Kindes geachtet und eher der einfachere Weg, etwa über Fast Food, gewählt wird. Aber auch finanzielle Probleme könnten eine ungesunde Ernährung fördern, meinen die Wissenschaftler.

Schließlich sei emotionaler Stress aufgrund der Trennung der Eltern ein möglicher Auslöser einer entsprechenden Essstörung. (ple)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen