Adipositas

Operation oft die "letzte Chance"

Kritik an Kassen: Trotz fehlender Alternativen werde bei Adipositas oft keine chirurgische Therapie erstattet.

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FRANKFURT / MAIN. Immer mehr extrem übergewichtige Menschen lassen sich den Magen verkleinern. Chirurgie gegen Fettleibigkeit ist Thema auf der Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, die am 17. November in Frankfurt beginnt.

Ein solcher Eingriff sei für extrem dicke Patienten "oft die einzige Chance, dauerhaft viel Gewicht zu verlieren", sagt Professor Rudolf Weiner aus Offenbach. "In Deutschland wird nicht nur zu wenig, es wird auch viel zu spät operiert", ergänzt der Tagungspräsident des Frankfurter Kongresses.

Adipositas nimmt ungebremst zu, nicht aber die Zahl der Operationen. Deutschlandweit gibt es jährlich knapp 10.000 bariatrische (gewichtsreduzierende) Operationen, die zu einem Schlauchmagen oder Magen-Bypass führen.

Verglichen mit den Nachbarländern sind es in Deutschland nur sehr wenige: Einem OECD-Bericht zufolge waren es 2014 – bezogen auf je 100.000 Einwohner – in Belgien 104, in Schweden 78, in Frankreich 57, in Deutschland aber nur 15.

Die Fachgesellschaft empfiehlt einen solchen Eingriff bei adipösen Menschen mit einem Body-Mass-Index von über 40. Deren Zahl lag 2014 bei 1,3 Millionen Menschen; nur 9225 von ihnen wurden auch operiert, hieß es kürzlich bei einer Veranstaltung der DAK Gesundheit.

Die Kasse fordert, dass Therapien gegen Adipositas allgemein in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen werden. Bei Eingriffen sind die Kassen aber zurückhaltender: Diese seien "nur bei bestimmten Patienten sinnvoll", so der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen.

"Nicht jeder übergewichtige Patient, der will, wird eine solche Operation erhalten."

Auch der Krankenhausreport 2016 der Barmer GEK kritisiert die wachsende Zahl bariatrischer Eingriffe. Die "komplexe und risikobehaftete" Operation müsse unbedingt in einem zertifizierten Zentrum erfolgen; 46 davon gibt es in Deutschland (dpa/eis)

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