Verstärktes Interesse an der sublingualen Immuntherapie

GÖTTINGEN (grue). Bei Patienten mit allergischen Atemwegserkrankungen hat sich die sublinguale Immuntherapie (SLIT) bereits in mehreren Studien als effektive und zudem gut verträgliche Alternative zur subkutanen Immuntherapie erwiesen. Allerdings sehen Allergologen in der SLIT noch keinen gleichwertigen Ersatz.

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Die Datenlage zur Sicherheit, Wirksamkeit und Praxistauglichkeit der SLIT sei noch nicht ausreichend, sagte Professor Joachim Saloga von der Hautklinik der Universität Mainz auf einer allergologischen Fachtagung in Göttingen. Der Dermatologe gehört zu einer Expertengruppe, die den Stellenwert der SLIT anhand kontrollierter Studien und Metaanalysen beurteilt hat (Allergologie 9, 2004, 381).

      Das Risiko für eine Anaphylaxie ist mit diesem Verfahren gering.
   

Danach ist die SLIT einfach anzuwenden, und das Risiko für schwere unerwünschte Wirkungen, besonders für anaphylaktische Reaktionen, ist mit diesem Verfahren gering. "Die SLIT ist deshalb eine vielversprechende Option", sagte Saloga, "und ihre Wirksamkeit sollte weiter untersucht werden".

In einer Metaanalyse von Studien, an denen erwachsene Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis teilgenommen hatten, war die SLIT einer Behandlung mit Placebo signifikant überlegen. Direkte Vergleiche zur subkutanen spezifischen Immuntherapie (SIT) gebe es aber kaum, sagte der Dermatologe. In einer Studie zum Beispiel verringerten sich bei Birkenpollen-Allergikern nach einem Jahr Behandlung mit beiden Formen der Immuntherapie die Symptome. Der Verbrauch an Medikamenten sank ähnlich stark, aber mit tendenziellen Vorteilen für die Patienten mit der spezifischen Immuntherapie.

Saloga: "Da es für die SLIT im Gegensatz zur SIT kaum Langzeituntersuchungen gibt und Fertigarzneimittel fehlen, ist eine breite Anwendung derzeit nicht zu empfehlen".

Eine Therapie komme zum Beispiel für erwachsene Patienten mit allergischer, polleninduzierter Rhinokonjunktivitis in Frage, wenn die Patienten SIT-Injektionen ablehnen oder nicht vertragen.

Die Toleranzinduktion durch sublingual aufgenommene Allergene sei im übrigen ein interessanter Wirkmechanismus, der für die Asthmaprävention bedeutsam sein könnte, sagte Saloga. In einer nicht verblindeten Studie mit 113 Gräserpollen-Allergikern hatten nach einer dreijährigen, saisonalen SLIT-Therapie signifikant weniger Patienten ein Asthma bronchiale entwickelt als nach einer rein symptomatischen Therapie.

Nach Angaben von Saloga sollten nun weitere Studien folgen, die die Asthmaprävention bei den besonders gefährdeten jüngeren Allergikern verbessern könnten.

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