Vier Injektionen vor der Pollensaison verringern die Allergie-Beschwerden

MÜNCHEN (wst). Mit einer speziellen Allergoid-Komposition, die nur vier subkutane Injektionen vor der Pollensaison erfordert, können die Beschwerden von Pollenallergikern deutlich gelindert werden. Aktuelle Anwendungsbeobachtungen bestätigen die in kontrollierten Studien gezeigte gute Wirksamkeit und Verträglichkeit der etwas anderen spezifischen Immuntherapie.

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Die spezifische Immuntherapie (SIT) sei die einzige derzeit verfügbare kausale Therapie gegen Typ 1-Allergien, hat Professor Harald Renz von der Universitätsklinik in Marburg beim Welt-Allergie-Kongreß in München gesagt.

Obwohl die Wirksamkeit der SIT, besonders bei Pollen- und Insektengift-Allergien, schon in vielen klinischen Studien nachgewiesen worden sei, werde die Methode immer noch viel zu selten genützt, kritisierte Renz. Ein nicht unerheblicher Grund hierfür sei der hohe Zeitaufwand, den eine konventionelle SIT erfordere, so Renz bei einem vom Unternehmen Bencard unterstützten Satelliten-Symposium.

Durch das mit dem Impfstoffadjuvans Monophosphoryl-Lipid A (MPL) angereicherte frei mischbare Allergoid-Präparat Pollinex Quattro kann die SIT wesentlich verkürzt werden. Mit nur vier subkutanen Injektionen, die in wöchentlichen Abständen vor der Pollensaison erfolgen, kann bei Pollenallergikern die Empfindlichkeit gegen die meisten relevanten von Gräsern und Blüten freigesetzten Allergene deutlich herabgesetzt werden.

Bestätigt wurde dies in einer über drei Jahre laufenden Anwendungsbeobachtung, die Dr. Albert Roger Reig vom Universitätsklinikum Badalona in Spanien vorgestellt hat. Teilgenommen haben an der Studie erwachsene Patienten und Kinder mit einer Allergie gegen Gräserpollen, Olivenpollen und Glaskraut, einem im Mittelmeerraum maßgeblich für Heuschnupfen und allergisches Asthma ursächlichen Nesselgewächs.

Für die Auswertung des dritten Beobachtungsjahres standen die Daten von 458 Patienten zur Verfügung, von denen 73 Prozent nur einen Therapiezyklus absolviert hatten. Die restlichen 27 Prozent hatten bereits im Jahr zuvor oder in beiden Vorjahren einen Therapiezyklus erhalten.

Im Vergleich zur Zeit vor der SIT hatte sich in der Pollensaison nach Abschluß der Therapie nach Ansicht der behandelnden Ärzte bei 93 Prozent und nach dem Urteil der Patienten bei 92 Prozent die Allergiesymptomatik deutlich verringert. Zudem hatte sich der Bedarf an symptomatisch wirkenden Medikamenten wie Antihistaminika deutlich reduziert.

Die Kurzzeit-SIT sei hervorragend vertragen worden, sagte der spanische Allergologe. Lediglich bei 3,2 Prozent der Patienten traten überwiegend leichte Lokalreaktionen auf. Lediglich zwei Patienten entwickelten passagere systemische Nebenwirkungen: einer einen generalisierten Juckreiz und einer Rhinitis plus Urtikaria. Die Rate der Patienten, die die SIT regelrecht und komplett absolviert hatte, lag bei über 90 Prozent.



STICHWORT

MPL

Monophosphoryl-Lipid A (MPL) ist das detoxifizierte Derivat eines aus der Zellwand von Salmonella minnesota gewonnenen endotoxischen Lipopolysaccharids. Bakterielle Endotoxine sind potente Immunstimulantien, die den bei Allergikern wünschenswerten Switch von einer TH2-gerichteten Immunantwort mit IgE-Induktion hin zu einer TH1-gerichteten Immunantwort mit IgG-Induktion unterstützen. MPL verstärkt ebenfalls die TH1-Antwort, ohne das toxische Potential der bakteriellen Ursprungssubstanz zu besitzen. (wst)

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