Jetzt ist Schutz gegen Ambrosia angesagt

NEU-ISENBURG (ikr). Beifuß-Ambrosia - ein aus Nordamerika stammendes Kraut mit besonders hohem allergischen Potenzial - breitet sich zunehmend auch in Deutschland aus. Es gibt jedoch effektive Maßnahmen zur Prophylaxe dieser Allergie sowie zur Behandlung.

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Jungpflanzen der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ähneln Möhrenkraut.

Jungpflanzen der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ähneln Möhrenkraut.

© Foto: ddp

Die Hauptblütezeit von Ambrosia ist im August und September. Das in den Pollen enthaltene Eiweiß ist ein besonders aggressives Allergen, und die Pollen sind durch ihre geringe Größe leicht lungengängig. Eine einzige Pflanze setzt eine Milliarde Pollen frei. Bereits fünf bis zehn Pollen reichen aus, um eine allergische Atemwegserkrankung auszulösen. Die meisten der Betroffenen haben eine allergische Rhinokonjunktivitits, berichten Dr. Thomas Gabrio und seine Mitarbeiter vom Landesgesundheitsamt Stuttgart. Bei nahezu jedem zweiten Patienten treten zusätzlich asthmatische Beschwerden auf (DMW 134, 2009, 1457).

Überall dort, wo Ambrosia heimisch wird, steigen auch die Sensibilisierungs- und die Erkrankungsraten. In Deutschland sind nach einer aktuellen Studie bereits zehn bis 17 Prozent der Schulkinder sensibilisiert, das heißt sie hatten spezifische IgE-Antikörper gegen Bestandteile aus Ambrosiapollen im Serum. Und eine europäische Studie, an der auch zwei deutsche Zentren beteiligt waren, hat ergeben, dass etwa 14 Prozent der Patienten mit Verdacht auf allergische Rhinitis gegen Ambrosia sensibilisiert sind.

Haben betroffene Patienten Symptome einer allergischen Rhinitis, helfen die bewährten antiallergischen Medikamente wie moderne, nicht sedierende Antihistaminika und topische Kortikosteroide. Aufgrund der starken Aggressivität der Ambrosia-Pollen und des hohen Asthmarisikos empfehlen Experten wie Professor Torsten Zuberbier von der Charité Berlin, zusätzlich eine spezifische Immuntherapie (SIT) zur Desensibilisierung zu erwägen.

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Allergen-Karenz. Ambrosia-Pflanzen sollten möglichst mit den Wurzeln vor der Blüte herausgezogen werden, empfehlen die Stuttgarter Experten. Um allergische Reaktionen der Haut und der Atemwege zu vermeiden, sollte die Pflanze mit ausreichend langen, dichten Handschuhen angefasst werden. Ausgerissene Pflanzen sollten in verschlossenen Plastiktüten und über den Hausmüll - nicht als Grüngut oder Biomüll - beseitigt werden. Ein Auskeimen von vorhandenen Samen sollte verhindert werden.

Infos, wann und wo es Ambrosia-Pollenflug gibt, auf: www.pollenstiftung.de

Beliebte Standorte von Ambrosia

Ambrosia befindet sich häufig:

  • auf Brachflächen, Schuttplätzen, in Neubaugebieten, Zwischenlagern für Baustoffe
  • auf Randstreifen und Böschungen von Straßen, Autobahnen und Schienenwegen
  • in Gärten und auf Vogelfütterungsplätzen
  • auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, auf denen zum Beispiel Sonnenblumen oder Mais angebaut wird
  • auf Wildäckern

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