Verträglichkeit wird überschätzt

Allergien auf Naturkosmetik

Was natürlich ist, kann nicht schädlich sein: Diese Annahme ist bei Naturkosmetik weit verbreitet. Hautreaktionen auf pflanzliche Cremes sind aber nicht selten, berichten jetzt italienische Forscher.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Gesichtcremes auf pflanzlicher Basis können nicht schädlich sein? Weit gefehlt! Jeder zehnte Patient mit allergischer Erkrankung berichtet über Hautreaktionen auf pflanzliche Cremes und Tinkturen.

Gesichtcremes auf pflanzlicher Basis können nicht schädlich sein? Weit gefehlt! Jeder zehnte Patient mit allergischer Erkrankung berichtet über Hautreaktionen auf pflanzliche Cremes und Tinkturen.

© photos.com PLUS

FERRARA. Auch in Italien erfreuen sich Kosmetika und Externa auf pflanzlicher Basis großer Beliebtheit: In der Studie, für die 2661 konsekutive ambulante Patienten von Zentren für Hautallergien befragt worden waren, hatten sich 48 Prozent als Anwender solcher Produkte zu erkennen gegeben (Contact Dermatitis 2013; online: 2. August).

Gut ein Drittel von ihnen hatte dem "Naturprodukt" vor synthetischen Alternativen den Vorzug gegeben, weil die Sicherheit als besser eingeschätzt wurde.

Besonders häufig verwendet wurden pflanzliche Körperlotionen, Gesichtscremes, Haarshampoos, Parfums, dekorative Kosmetik sowie pflanzliche Externa gegen anogenitale Leiden und Akne.

Bei den enthaltenen Pflanzenextrakten stand Aloe vera auf Platz 1, gefolgt von den Korbblütlern Ringelblume, Kamille und Arnika und dem von Bienen erzeugten Propolis.

Jucken, Brennen, Schwellungen

Trotz der positiven Einschätzung berichteten 11 Prozent der Patienten über Hautreaktionen auf die pflanzlichen Externa. Sie bestanden in der Verschlechterung einer vorhandenen Dermatitis oder im erstmaligen Auftreten von Jucken, Brennen, Erythemen und Schwellungen.

Fast die Hälfte der Patienten suchte wegen der Hautsymptome fachärztlichen Rat. Bei einem Drittel der Patienten begnügte man sich mit dem Absetzen des pflanzlichen Produkts, bei ebenso vielen kamen Kortikosteroide zum Einsatz.

Epikutantests mit der in Italien üblichen Basisserie führten bei gut der Hälfte der Patienten zu positiven Befunden.

22 Prozent sprachen auf Allergene an, die typischerweise in Kosmetika und topischen Produkten vorkommen, wie Fragrance-Mix I, (Chlor-)Methylisothiazolon, Formaldehyd, Paraben-Mix und Lanolinalkohole.

Bei den in Italien üblichen Patch-Tests auf pflanzliche Allergene reagierten 16 Prozent der Patienten positiv.

Eine Reaktion auf das in Verdacht stehende Naturprodukt, soweit prüfbar, zeigten 22 Prozent. Als führende Auslöser von Kontaktallergien wurden Propolis, Teebaumöl und Korbblütler identifiziert.

Selten Reaktionen auf die pflanzlichen Inhaltsstoffe

Die Testergebnisse sind für die Studienautoren um Monica Corazza von der Universität Ferrara ein Zeichen dafür, dass ein relevanter Anteil der Hautreaktionen auf Naturprodukte gar nicht durch die pflanzlichen Wirkstoffe, sondern durch andere Inhaltsstoffe der Kosmetika verursacht wird.

"Eine mögliche Kontaktallergie gegen pflanzliche Bestandteile besteht nach unseren Daten bei etwa 15 Prozent der Patienten, die über eine Hautreaktion auf Naturprodukte berichten."

Die Mehrzahl der durch pflanzliche Hautprodukte ausgelösten Kontaktallergien könnten daher entdeckt werden, wenn die Basis-Epikutantestung mit Tests auf Propolis, Extrakt von Korbblütlern und Teebaumöl kombiniert werde.

Mehr zum Thema

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Neues Allergiezentrum am UKSH in Kiel

Verordnung nicht zugelassener Allergene

Regress wegen Therapieallergenen? BAS lässt Kassen freie Hand

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null