Pricktest bei Berufsallergien

Kein Verlass auf Testlösungen

In der Pricktest-Diagnostik von berufsbedingten Typ-I-Allergien variieren die Ergebnisse stark je nachdem, wer den verwendeten Allergenextrakt hergestellt hat. Dieses Resultat der STADOCA-Studie ist auch in ein Positionspapier der EAACI eingeflossen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Pricktest: Die Ergebnisse schwanken je nach Testlösung.

Pricktest: Die Ergebnisse schwanken je nach Testlösung.

© Klaus Rose

BOCHUM. "Es existiert eine breite Variabilität der Testlösungen für Pricktests zu berufsbedingten Allergien, und die Sensitivität einiger Lösungen ist gering. Es ist deshalb unbedingt notwendig, die Extrakte für Tests auf berufsbezogene Allergene zu verbessern und zu standardisieren."

Dieses Fazit zieht eine internationale Gruppe von Arbeitsmedizinern um Vera van Kampen von der Bochumer Ruhr-Universität nach Auswertung der Ergebnisse, die in der STADOCA(Standard Diagnosis for Occupational Allergy)-Studie erzielt bzw. eben nicht erzielt worden sind (Allergy 2013; 68: 651-8).

In einem ersten Schritt der Untersuchung wurde eine Reihe von Pricktest-Lösungen verschiedener Hersteller in vitro analysiert. Darunter befanden sich Extrakte aus Weizen- und Roggenmehl, Soja, Rinderfell bzw. -hautschuppen, Vorratsmilben und Naturlatex.

Dabei stellten die Forscher fest, dass sich die Protein- und Allergengehalte der Testlösungen für alle Allergene je nach Hersteller teils erheblich unterschieden. Beim Roggenmehlextrakt etwa schwankte der Allergengehalt zwischen 21 und 2721 U/ml, also fast um den Faktor 130.

15 europäische Allergiezentren an Studie beteiligt

An den eigentlichen Pricktests mit berufsspezifischen Allergenen beteiligten sich 15 europäische Allergiezentren, sieben davon in Deutschland, drei in Italien, zwei in Spanien sowie jeweils eines in Frankreich, Österreich und Polen.

Getestet wurden 116 Bäcker, 47 Landwirte und 33 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen. Alle Probanden wiesen Symptome einer berufsbedingten Allergie auf. Es zeigte sich dabei, dass alle Weizenmehl- und Sojalösungen nur wenig sensitiv waren.

Nur eine der getesteten Lösungen erreichte 81 Prozent, die anderen lagen zwischen 21 Prozent und 58 Prozent. Für die sonstigen Testpräparate schwankte die Sensitivität von Hersteller zu Hersteller.

Von übereinstimmend guter Qualität erwiesen sich dabei die Latexextrakte mit Sensitivitätsquoten von 89 Prozent - bis auf eine Ausnahme, die nur 67 Prozent erzielte. Als Maßstab der Genauigkeit dienten die Spiegel der IgE-Antikörper im Serum, wobei die Schwelle bei 0,35 kU/l angesetzt war.

Im Allgemeinen waren Testlösungen mit höherem Protein- und Antigengehalt verlässlicher. Für einen hohen Proteingehalt allein galt das aber nicht. Dies beispielsweise deshalb, weil einige Hersteller den Testextrakten nicht-allergene Eiweiße hinzufügen - etwa, um die Lösung zu stabilisieren.

Daten in Positionspapier zu Pricktests berücksichtigt

Die Resultate der STADOCA-Studie gingen in ein Positionspapier der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) ein, das sich mit Pricktests in der Diagnostik berufsbedingter Typ-I-Allergien befasst (Allergy 2013; 68: 580-4).

Darin heißt es, die testenden Ärzte sollten sich nicht darauf verlassen, dass ihre Testpräparate vollauf verlässlich seien. Für das Vorgehen sollten folgende Regeln beachtet werden:

  • Metall-Lanzette verwenden;
  • wenn möglich, zweifach testen;
  • auch kleine Quaddeln (Durchmesser ab 1,5 mm) berücksichtigen, gegebenenfalls erneut testen und den IgE-Spiegel serologisch bestimmen;
  • Testlösungen verschiedener Hersteller parallel verwenden.

Den Herstellern rät die EAACI dringend, die Lösungen mit berufsbezogenen Allergenen zu standardisieren.

Fazit: Die Allergenlösungen, die für Pricktests auf berufsbedingte Allergien verwendet werden, unterscheiden sich je nach Hersteller stark in ihrem Allergengehalt. Das schlägt auf die Sensitivität der Tests durch.

Die EAACI rät daher, mehrfach zu testen und Testlösungen verschiedener Hersteller gleichzeitig zu verwenden. An die Industrie ergeht der Aufruf, die Präparate zu standardisieren. Nach dem Stand der Daten lässt sich nicht einmal ausschließen, dass es Schwankungen der einzelnen Lösungen von Charge zu Charge gibt.

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