Bei Kindern

Allergierisiko Spülmaschine

Ob das Geschirr in der Spülmaschine oder mit der Hand abgewaschen wird, hat offenbar einen Einfluss auf die Entwicklung von Allergien bei Kindern. Zu diesem Ergebnis kommen schwedische Forscher.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Kinder aus Familien, in denen das Geschirr mit der Hand gespült wird, scheinen seltener allergische Erkrankungen zu entwickeln.

Kinder aus Familien, in denen das Geschirr mit der Hand gespült wird, scheinen seltener allergische Erkrankungen zu entwickeln.

© vpardi / fotolia.com

GÖTEBORG. Immunologische Toleranz wird durch die frühe Stimulation des Immunsystems erworben. Der Hygienehypothese zufolge schützt die Auseinandersetzung mit vielfältigen Mikroorganismen vor Allergien.

In einer fragebogenbasierten Studie haben Bill Hesselmar und Kollegen von der Universität Göteborg den Einfluss verschiedener Lebensstilfaktoren auf die Allergieprävalenz von sieben- bis achtjährigen Kindern untersucht (Pediatrics 2015; online 23. Februar 2015).

An der Studie nahmen 1029 Kinder aus Kiruna im Norden und Mölndal im Südwesten Schwedens teil.

Die Eltern wurden zum Beispiel gefragt, wie sie üblicherweise ihr Geschirr waschen, ob das Kind fermentierte Lebensmittel oder Produkte direkt vom Bauernhof esse, wie häufig es während seines ersten Lebensjahres Selbstgekochtes auf den Teller bekommen hatte und wie lang es gestillt worden sei.

Außerdem machten die Eltern Angaben über allergische Erkrankungen wie Asthma, Rhinokonjunktivitis und Ekzeme bei ihren Kindern.

Schützt fermentierte Nahrung?

In Familien, in denen das Geschirr mit der Hand gespült wurde, zeigte sich ein geringeres Risiko für die Entwicklung allergischer Erkrankungen.

23 Prozent der Kinder aus Haushalten ohne Spülmaschine litten unter Ekzemen, in Familien mit dieser technischen Errungenschaft lag die Quote bei 38 Prozent.

Entsprechende Unterschiede zeigten sich auch beim Asthma (1,7 versus 7,3 Prozent) sowie beim Heuschnupfen (10,3 versus 12,9 Prozent), allerdings erreichten diese keine Signifikanz.

Auch fermentierte Nahrung und Produkte vom Bauernhof boten offenbar einen gewissen Schutz, Signifikanz war aber nur in der Gesamtgruppe der allergischen Erkrankungen erkennbar.

Produkte direkt vom Bauern

Um sozioökonomische Störfaktoren auszuschließen, untersuchten die Wissenschaftler aus Schweden ihre Ergebnisse in der multivariaten Regressionsanalyse.

Hier blieb der Zusammenhang zwischen den Handspülern und dem Allergierisiko signifikant bei den Ekzemen sowie bei den Allergien insgesamt (Odds Ratio, OR 0,57).

Erhielten die Kinder zudem fermentierte Nahrung sowie Produkte direkt vom Bauern, sank das Risiko weiter.

Während in Familien mit Geschirrspülern, in denen keine fermentierten und auch keine Bauernhofprodukte auf den Tisch kamen, die Allergiequote der Kinder 46 Prozent erreichte, lag sie in Familien mit zwei bis drei dieser Schutzfaktoren bei 19 Prozent (adjustierte OR 0,33).

Vorteile durch Keimvielfalt?

Ein Zusammenhang zwischen dem Aufwachsen auf dem Bauernhof und einem gewissen Schutz vor atopischen Erkrankungen war bereits in früheren Studien erkennbar.

Vermutlich steht dies in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit der großen Menge und Vielfalt an Keimen vor Ort.

Ähnliche Effekte entstehen, wenn Kinder fermentierte Nahrungsmittel zu sich nehmen, Produkte direkt vom Bauernhof essen und in der Küche mit der Hand gespült wird.

Bedingt durch den Beobachtungscharakter ihrer Studie, schränken die Forscher ein, sei Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse geboten.

Aufgrund der Belastbarkeit der Daten auch nach Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren hielten sie Kausalität aber durchaus für möglich.

Mehr zum Thema

Verordnung nicht zugelassener Allergene

Regress wegen Therapieallergenen? BAS lässt Kassen freie Hand

Allergiezeit dehnt sich aus

Pollensaison immer länger und intensiver

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System