Reptilien als Haustiere

Futterinsekten haben Allergene im Gepäck

Reptilien-Halter aufgepasst: Insekten, mit denen die Exoten regelmäßig gefüttert werden müssen, können starke Allergien auslösen.

Veröffentlicht:

WIEN. Reptilien werden als Haustiere immer beliebter. In Europa hat sich die Zahl der Haustier-Reptilien wie etwa Echsen, Schildkröten oder Schlangen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.

Forschende vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna, der MedUni Wien und der Universität Wien haben jetzt gezeigt, dass Heuschrecken, die als Futter für Reptilien verwendet werden, Allergien auslösen können.

Sie empfehlen, diese Allergieauslöser künftig in Betracht zu ziehen (World Allergy Organization Journal 2015; 8: 24-28).

Häufige Alternative zu Hund und Katze

Reptilien werden häufig als Haustiere gewählt, wenn in der Familie ein Allergierisiko besteht und Hund, Katze oder Meerschweinchen vermieden werden sollen. Die Forscher haben den Fall eines Achtjährigen untersucht, der vier Monate nach der Anschaffung einer Bartagame nächtliche Anfälle von schwerer Atemnot entwickelte, teilt die Veterinärmedizinische Universität Wien mit.

Ursache für die starke allergische Reaktion war aber nicht die Echse selbst, sondern das Futter für das Tier. Heuschrecken, mit denen das Tier regelmäßig gefüttert wurde, entpuppten sich als Allergen-Quelle.

Die Erstautorin Professor Erika Jensen-Jarolim spricht von der Spitze eines Eisberges. "Selbst allergologisch bewandte Kollegen könnten Insekten für die Reptilienfütterung als Ursache solcher allergischer Reaktionen übersehen. Heuschrecken als Allergenquelle im Heimbereich sind bisher noch zu wenig bekannt. Allerdings wissen wir von Fällen, in denen Fischfutter Allergien auslöst. In Fischfutter sind auch häufig Insekten verarbeitet," wird sie in der Mitteilung zitiert.

Besser nicht in Wohnräumen halten

Die Ursache der allergischen Reaktion bei dem Achtjährigen wurde längere Zeit nicht entdeckt. Bei einer ersten Diagnose wurde auf Pseudokrupp und starke Asthmaanfälle getippt. Die Allergologin Jensen-Jarolim und ihr Team zogen auch eine Haustierallergie in Betracht und testeten unter anderem das Reptilienfutter, die Heuschrecken.

Ein Allergietest (Prick-Test) und ein Nachweis spezifischer IgE Antikörper brachte schließlich Gewissheit: Heuschrecken-Allergene waren Auslöser der allergischen Reaktion bei dem Kind. Sie empfiehlt daher, das Reptilien-Futter außerhalb der Wohnung aufzubewahren.

Die Reptilien selbst sollten außerdem nicht in Wohnräumen gehalten werden, da unverdaute Insekten über die Ausscheidungen der Reptilien ins Terrarium gelangen. So könnte es über Einatmung dieser aggressiven Allergene zur Entstehung von Allergien in Form von Asthma oder entzündlichen Hautveränderungen kommen. (eb)

Mehr zum Thema

Verordnung nicht zugelassener Allergene

Regress wegen Therapieallergenen? BAS lässt Kassen freie Hand

Allergiezeit dehnt sich aus

Pollensaison immer länger und intensiver

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen