Asthma, Heuschnupfen und Co.

"Impfen macht nicht allergisch"

Impfstoffe enthalten Allergene. Belastbare Daten, dass dadurch Sensibilisierungen gefördert werden, gibt es aber bisher nicht, betont die Gesellschaft Pädiatrische Allergologie (GPA).

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KÖLN. "Spezifische Standard-Impfungen und Durchimpfung allgemein (höhere Zahl insgesamt erhaltener Impfdosen) fördern nicht die allergische Sensibilisierung gegen Umweltallergene und fördern nicht die Entwicklung allergischer Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen."

Dies ist nur eines von 16 Statements, mit Hilfe derer die Gesellschaft Pädiatrische Allergologie (GPA) in einem frisch aufgelegten Positionspapier den aktuellen Kenntnisstand über den Zusammenhang - oder besser gesagt Nicht-Zusammenhang von Impfen und Allergie auf kompakte und griffige Weise auf den Punkt bringt.

Hilfreich könnte dieses Positionspapier unter anderem im Umgang mit Eltern sein, die von diesem Umstand noch nicht so ganz überzeugt sind, wie nun bei einem gemeinsam von GPA und DGKJ getragenen Curriculum der Allergologie auf dem 10. Deutschen Allergiekongress deutlich wurde.

Auch keine Belege bei Pertussis und Masern

Schaut man sich die Vielzahl der in Impfstoffen enthaltenen Allergene an, könnte man in Sachen Sensibilisierung in der Tat Schlimmes befürchten.

Die Liste reicht über Fremdproteine, Antibiotika und Stabilisatoren bis hin zu Konservierungsmitteln, Impfantigenen und Adjuvanzien, um nur die wichtigsten Oberbegriffe zu nennen.

Mit soliden Zahlen belegt werden konnten derartige Befürchtungen bislang jedoch nicht.Ganz im Gegenteil zeigen von Privatdozent Dr. Christoph Grüber, am Klinikum Frankfurt (Oder) tätiger Kinder-und Jugendmediziner, vorgestellte Daten einen ganz anderen Zusammenhang.

Am Beispiel der schweren Neurodermitis konnte Grüber in eigenen Untersuchungen belegen, dass ein entsprechendes Risiko mit der kumulativen Zahl der Impfdosen sogar sinkt.

Auch für die sich in Teilen der Bevölkerung hartnäckig haltende Vermutung, dass durchgemachte Infektionen das Allergierisiko senken könnten, gibt es nach Darstellung Grübers keine Belege - so auch nicht im Zusammenhang mit Pertussis und Masern.

Konkrete Infos für Impfärzte

Während Masern- und Keuchhustenimpfung keinerlei Effekte auf atopische Manifestationen hatten, waren durchgemachte Infektionen hier und da sogar mit einem erhöhten Allergierisiko assoziiert, berichtete der maßgeblich an der Erarbeitung des Positionspapiers beteiligte Kinderarzt.

Ein besonderes Verdienst des über die GPA zu beziehenden Sonderheftes ist, dass Impfärzte auch konkrete Infos bekommen, welche Optionen es bei Kindern gibt, die ein deutlich erhöhtes Allergierisiko haben oder bei denen es in der Vorgeschichte im Rahmen einer Impfung zu einer allergischen Sofortreaktion gekommen ist.

In solchen Fällen kann es durchaus schon einmal ratsam sein, nachfolgende Impfungen im stationären Umfeld, mit halbierter Impfdosis und mit entsprechend langer Nachbeobachtungszeit vorzunehmen.

 Nach einer allergischen Impfreaktion spricht sich das Positionspapier grundsätzlich für die Durchführung von Hauttests mit dem Impfstoff beziehungsweise Einzelkomponenten des Impfstoffs aus, um das Risiko zukünftiger Impfstoffreaktionen zu minimieren. (urm)

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