Allergologie

Chronische Urtikaria: Sind Parasiten involviert?

Der pathogenetische Zusammenhang zwischen Parasiteninfektion und chronisch spontaner Urtikaria bleibt hypothetisch.

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BERLIN. Bei den meisten Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria bleibt die Ursache der Urtikaria im Dunkeln. Besteht vielleicht ein Zusammenhang mit einer Parasiteninfektion?

Die Frage nach einem solchen Zusammenhang ist bereits Thema mehrerer Studien gewesen. Ein internationales Allergologenteam um Professor Marcus Maurer von der Charité in Berlin hat nun 39 Studien zur Prävalenz einer Parasiteninfektion bei CSU-Patienten systematisch analysiert (Allergy 2016; 71: 308-322).

Betroffene haben gehäuft eine Protozoeninfektion

In zwei Dritteln dieser Studien lagen die Infektionsraten bei zehn Prozent oder weniger, insgesamt wurden Raten von 0-75 Prozent bei Erwachsenen und 0-38 Prozent bei Kindern gefunden. Im Vergleich zu Kontrollen hatten CSU-Patienten häufiger eine Protozoeninfektion, wurden häufiger seropositiv unter anderem auf Toxocara canis getestet und hatten häufiger eine Anisakis-simplex-Sensibilisierung.

In weiteren 21 Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der CSU-Symptome und einer Behandlung mit antiparasitär wirkenden Mitteln überprüften, lagen die Erfolgsquoten zwischen 0 und 100 Prozent. In der Zusammenschau der Studien profitierten 36 Prozent von insgesamt 269 Patienten von der Antiparasiten-Therapie.

Ist parasitenspezifisches IgE von Bedeutung?

Der pathogenetische Zusammenhang zwischen Parasiteninfektion und CSU bleibt allerdings hypothetisch. Vermutlich spielt parasitenspezifisches IgE, vor allem von Helminthen und Protozoen, eine Rolle. Die Immunglobuline binden zusammen mit dem Parasitenantigen die IgE-Rezeptoren (FceRI) von Mastzellen, die daraufhin degranulieren und die CSU-Symptome zum Beispiel durch den Mediator Histamin auslösen.

Darüber hinaus existieren weitere Hypothesen zu einer Beteiligung von PI-getriggerten Th2-Zytokinen, Eosinophilen oder zirkulierenden Immunkomplexen, die die Mastzellen ebenfalls aktivieren.

Mit der Parasiten-Eradikation kann auch die CSU verschwinden

Fazit: Parasitäre Infektionen können aufgrund vermutlich verschiedener immunologischer Mechanismen eine CSU auslösen. Parasitäre Infektionen sind bei uns allerdings eher selten. Ein Zusammenhang gilt erst dann als gesichert, wenn nach Parasiten-Eradikation auch die CSU verschwunden ist.

Hinweise auf eine mögliche Parasiteninfektion liefern gastrointestinale Symptome, anamnestisch bekannte Parasiteninfektionen, Reisen in Länder mit niedrigem Hygienestandard sowie eine anderweitig nicht erklärliche Eosinophilie. (bkr)

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