Asthma

Therapiefehler viel häufiger als gedacht

Bessert sich das Asthma bei Kindern nicht, muss es nicht unbedingt daran liegen, dass die Medikation nicht mehr ausreicht. In den allermeisten Fällen liegen die Fehler woanders, wie eine Studie zeigt.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Inhalation: Viele Kinder mit Asthma sind zu Hause Triggerfaktoren ihrer Erkrankung ausgesetzt, etwa Allergenen oder Zigarettenrauch.

Inhalation: Viele Kinder mit Asthma sind zu Hause Triggerfaktoren ihrer Erkrankung ausgesetzt, etwa Allergenen oder Zigarettenrauch.

© StefanieB. / fotolia.com

ZWOLLE. Bevor bei Kindern mit unkontrolliertem Asthma die Dosis der Dauermedikation erhöht wird, sollte man prüfen, ob das grundlegende Asthma-Management wirklich leitliniengerecht erfolgt: Daran erinnern Ärzte um Dr. Eric P. de Groot vom Prinzessin-Amalia-Kinderzentrum im niederländischen Zwolle.

Sie haben die Krankenakten von Kindern analysiert, die wegen eines vermeintlich therapierefraktären Asthmas an eine Spezialklinik überwiesen worden waren. Nur in knapp drei Prozent der Fälle war eine Therapieresistenz bestätigt worden (Acta Paediatrica, online: 30 Juni 2015).

Alle 142 Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren hatten vor dem Klinikkontakt ein inhalatives Kortikosteroid (ICS) angewendet, jeder Fünfte in Kombination mit einem lang wirksamen Betamimetikum.

Bei 138 (97,2 Prozent) von ihnen förderten Anamnese und Untersuchung behebbare Ursachen für die fehlende Asthmakontrolle zutage. Der häufigste Grund war bei 53 Kindern (37,3 Prozent) mangelnde Therapieadhärenz.

40 Kinder (28,2 Prozent) waren nach ihrer Diagnose weiterhin in relevantem Maße Triggerfaktoren ihres Asthmas ausgesetzt, meist in Form von Aeroallergenen und Zigarettenrauch.

Die unzureichende Behandlung von Begleiterkrankungen hatte bei 28 Kindern (19,7 Prozent) den Behandlungserfolg behindert; bei den Komorbiditäten handelte es sich um allergische Rhinitiden und dysfunktionelle Atmung.

Falscher Umgang mit Inhalatoren

Elf Patienten (7,8 Prozent) beherrschten nicht einmal das Handwerkszeug der Therapie, sie wendeten die Inhalatoren nicht richtig an. Und bei weiteren sechs Kindern (4,2 Prozent) war die Asthmatherapie deswegen erfolglos geblieben, weil sie gar kein Asthma hatten.

Vielmehr bestand bei vier von ihnen eine dysfunktionelle Atmung, eines litt an einer allergischen Rhinitis und ein weiteres an einem chronischen Husten in Zusammenhang mit einer massiven häuslichen Tabakrauchexposition.

Durch eine Korrektur der Behandlung konnte bei allen 138 Kindern eine - zumindest teilweise - Kontrolle des Asthmas erreicht werden. Die Tagesdosis an ICS wurde dabei insgesamt sogar etwas reduziert, dafür erhielten mehr Patienten als zuvor eine Kombinationstherapie.

In den zwei Jahren nach der Therapieanpassung kam es bei 16 Prozent der Patienten zu einer Asthmaexazerbation, 6 Prozent mussten stationär behandelt werden.

Ähnliche Mängel im grundlegenden Asthmamanagement wurden laut de Groot und Kollegen auch in anderen Studien aufgedeckt. So konnten etwa bei Kindern, die an das britische Zentrum für problematisches Asthma überwiesen wurden, durch Hausbesuche in 80 Prozent der Fälle derartige Fehler identifiziert werden.

Einer anderen Untersuchung zufolge bleibt eine allergische Rhinitis bei Asthmakindern häufig unerkannt und unbehandelt. Bei dieser Komorbidität könnte nach Einschätzung von de Groot ein intranasales Kortison helfen, die Asthmakontrolle zu verbessern.

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