Kleinkinder mit Asthma

Wie lässt sich Fieber sicher behandeln?

Immer wieder hat es Hinweise gegeben, dass Paracetamol bei Kindern mit Asthma das Risiko für Anfälle erhöht. Eine aktuelle Studie widerlegt jetzt entsprechende Befürchtungen.

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Welche fiebersenkende Therapie ist bei Kindern, die an Asthma leiden, am sichersten - Paracetamol oder Ibuprofen?

Welche fiebersenkende Therapie ist bei Kindern, die an Asthma leiden, am sichersten - Paracetamol oder Ibuprofen?

© Charles Gullung / imagesource

BOSTON / USA. Paracetamol zählt zu den wichtigsten Medikamenten bei Kindern überhaupt - es ist in den USA die am häufigsten verordnete Medizin in dieser Altersgruppe. Viele Ärzte und Eltern stellen sich daher die Frage, ob das Medikament auch zu den sichersten zählt.

So gab es in epidemiologischen Studien immer wieder Hinweise, wonach Paracetamol bei Kindern mit Asthma das Risiko für Anfälle erhöht. Kinder unter Paracetamol hatten deutlich häufiger Asthmaanfälle als solche ohne oder als Kinder mit anderen Schmerzmitteln.

Allerdings könnten solche Studien durch einen Indikationsbias verzerrt worden sein, berichten Ärzte um Dr. Wanda Phipatanakul von der Kinderklinik der Harvard Medical School in Boston.

Erkältung erhöht Risiko für Asthmaanfälle

So haben Kinder mit Fiebersenkern häufig eine Erkältung, die wiederum das Risiko für Asthmaanfälle erhöht. Paracetamol könnte also lediglich ein Marker für häufige Erkältungen sein und nicht selbst solche Anfälle auslösen.

Genau das legen die Ärzte nun anhand einer randomisiert-kontrollierten Studie nahe. Dabei traten Asthmaanfälle bei Kindern unter Paracetamol nicht häufiger auf als bei solchen, die während einer Erkältung oder bei Schmerzen Ibuprofen bekamen (NEJM 2016;375(7): 619).

Kaum Unterschiede bei Anfällen

Für die Studie konnten die Forscher 300 Kinder im Alter von ein bis fünf Jahren gewinnen, die von einem leichten persistierenden Asthma geplagt wurden. Sie hatten an mehr als zwei Tagen in der Woche Symptome, aber nicht täglich.

Behandelt wurden sie mit niedrig dosierten inhalativen Antiasthmatika. Die Eltern erhielten bei der Hälfte der Kinder eine Paracetamol-Suspension, bei der anderen eine Lösung mit Ibuprofen. Diese sollten sie ihren Kindern bei Bedarf verabreichen. Die Medikation wurde verblindet und die Konzentration so gewählt, dass sich bei der Anwendung keine Unterschiede ergaben, auch geschmacklich waren die Präparate ähnlich.

Beobachtung über 46 Wochen

Im Schnitt waren die Kinder 40 Monate alt, die meisten wurden mit inhalativen Glukokortikoiden behandelt, etwa 20 Prozent mit Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten. Im Schnitt mussten sie im Jahr vor der Studie dreimal notfallmäßig aufgrund von Asthmaanfällen behandelt werden, eine gute Symptomkontrolle gelang bei etwa 85 Prozent aller Tage.

Während der Studie wurden die Eltern über 46 Wochen hinweg regelmäßig nach dem Gebrauch der Studienmedikation und anderer Schmerzmittel befragt, zudem erfassten die Ärzte anhand von Tagebüchern und Befragungen die Zahl der Asthmaanfälle, bei denen systemische Kortikoide eingesetzt werden mussten.

Kein erhöhtes Exazerbationsrisiko

Im Schnitt bekamen die kleinen Patienten 5,5 Dosen der Studienmedikation. Die Zahl der Asthmaanfälle in der Paracetamol-Gruppe lag im Mittel bei 0,81 pro Kind, in der Ibuprofen-Gruppe waren es mit 0,87 sogar noch etwas mehr, der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant.

49 Prozent in der Paracetamol-Gruppe hatten mindestens einen Anfall, 47 Prozent waren es bei den Kindern mit Ibuprofen. Dafür war der Anteil der Kinder mit mehreren Anfällen in der Ibuprofen-Gruppe etwas höher, wenngleich sich auch hier keine statistisch belastbaren Unterschiede ergaben. Beim Anteil der Tage mit guter Asthmakontrolle (86 versus 87 Prozent) gab es ebenfalls keine größeren Differenzen.

Wurden nur die 200 Kinder betrachtet, die bis zum Schluss dabei blieben und auch mindestens eine Dosis der Studienmedikation bekommen hatten, offenbarten sich ebenfalls keine deutlichen Unterschiede. Auch hier war die Rate der Asthmaanfälle unter Paracetamol eher noch niedriger als unter Ibuprofen (0,74 versus 0,77).

Letztlich, so die Studienautoren, ließ sich in dieser "Real-World-Studie" kein erhöhtes Exazerbationsrisiko unter Paracetamol feststellen.

Allerdings kam die Studienmedikation im Laufe der Untersuchung nur recht selten zum Einsatz, sodass Unterschiede nur schwer zu entdecken waren. Andererseits deutet die Untersuchung darauf, dass Eltern zumindest bei gelegentlichem Gebrauch von Paracetamol keine Verschlimmerung der Asthmasymptome bei ihrem Nachwuchs befürchten müssen. (mut)

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