COPD pluy Hypertonie

Wie behandeln?

Die COPD ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen bei Hypertonikern. Und diese Komorbidität hat Auswirkungen auf die antihypertensive Therapie. Denn einige Antihypertensiva sind ungünstig für die Lunge, andererseits kann auch die COPD-Therapie den Blutdruck beeinflussen.

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:

MAILAND. Die häufigste Begleiterkrankung bei Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist mit etwa 28 Prozent die arterielle Hypertonie gefolgt vom Diabetes mellitus und der KHK. Dabei stellt die COPD einen eigenständigen Risikofaktor für die KHK dar. "Bei dieser Komorbidität besteht ein besonders hohes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis, genauer gesagt ist es um das zwei- bis dreifache erhöht", erläuterte Professor Csaba Farsang aus Budapest bei der Tagung der European Hypertension Society (ESH) 2017 in Mailand.

Für jede dieser beiden Erkrankungen gebe es eine eigene Leitlinie, aber nicht für die Komorbidität. Doch bei der medikamentösen Therapie müsse bei solchen Patienten einiges bedacht werden, da Antihypertensiva die Lungenfunktion zusätzlich verschlechtern und umgekehrt COPD-Medikamente die Wirkung der Antihypertensiva abschwächen können.

Diuretika sind oft ungünstig

Diuretika gelten als idealer Kombinationspartner bei Gabe eines RAAS-Hemmers. Dies gilt aber nicht für COPD-Patienten. Doch bei einer Herzinsuffizienz mit Stauung sind sie unverzichtbar. Allerdings senken sie den Kaliumspiegel und können die durch Beta-2-Agonisten und Steroide induzierte Hypokaliämie noch verstärken, mit den sich daraus ergebenden arrhythmogenen Risiken.

Thiazide entfalten darüber hinaus weitere ungünstige Effekte. Sie können die CO2-Retention und die metabolische Alkalose und somit die Hypoxie bei Hypoventilation verstärken, sie erhöhen den Hämatokrit und sie verändern die Schleimbildung, sodass ein Abhusten erschwert wird. "Deshalb wird die Gabe eines Diuretikums ausschließlich zur Blutdrucksenkung bei COPD-Patienten nicht unbedingt empfohlen", so Farsang.

Für Indapamid konnte allerdings bei hypertensiven COPD-Patienten neben der Blutdrucksenkung auch eine Besserung der Lungenfunktion dokumentiert werden. Bei herzinsuffizienten Patienten können Diuretika, auch wenn gleichzeitig eine COPD vorliegt, das Risiko für eine erneute stationäre Behandlung verringern. Auch dürften, was den Kaliumspiegel betrifft, kaliumsparende Diuretika wie Amilorid bzw. Aldosteron-Antagonisten günstiger sein.

Betablocker nicht kontraindiziert

Bei Patienten mit einer COPD können bzw. sollten sogar Betablocker eingesetzt werden, aber nur kardioselektive oder solche, die auch eine leichte Beta-2-agonistische Wirkkomponente aufweisen oder die NO-Produktion steigern wie Nebivolol. Solche Substanzen können sogar das Exazerbationsrisiko verringern. Sie verstärken die bronchodilatierende Wirkung der Beta-2-Agonisten, da sie zu einer Aufregulation der Beta-2-Rezeptoren führen. Und bei kardial dekompensierten Patienten wird durch den Betablocker sogar die Prognose verbessert.

Kurzum: Die Überlebenschance korrelierte in den entsprechenden Studien mit der Einnahme eines Betablockers. Auch für Carvedilol, welches einen nicht-selektiven Betablocker darstellt, aber auch eine Adrenorezeptoren-blockierende Wirkung entfaltet, konnte bei COPD-Patienten keine Verschlechterung der Lungenfunktion nachgewiesen werden.

Günstig für COPD-Patienten sind Kalziumantagonisten. Sie reduzieren den Tonus der glatten Muskulatur, wodurch die medikamentöse Bronchodilatation verstärkt wird. Doch selten verschlechtert sich darunter der Perfusion-Ventilations-Quotient, sodass Atemnot und Hypoxie zunehmen können.

Auch ACE-Hemmer sind günstig. Allerdings können sie quälenden Hustenreiz und sogar einen Asthmaanfall auslösen. Auch wirken sie dem hypokaliämischen Effekt der Beta-2-Agonisten entgegen. Besser sind deshalb AT1-Blocker. Sie induzieren keinen Hustenreiz und das Risiko für ein angioneurotisches Ödem ist äußerst niedrig.

Ohne Probleme können bei COPD-Patienten auch Urapidil, Moxonidin und Alphablocker eingesetzt werden. "Auch wenn das pharmakologische Profil bekannt ist, lässt sich im Einzelfall bei Gabe einer bestimmten Substanz die Wirkung auf die Lunge bei COPD-Patienten nicht immer mit letzter Sicherheit voraussagen", räumte der ungarische Hochdruck-Forscher ein.

Mehr zum Thema

Chronische Lungenerkrankungen

Mit KI gegen die COPD

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen